Digitalisierung und Arbeitsgestaltung in der Altenpflege / DAGI_Care
Ausgangslage
Der Einsatz digitaler Technik gilt als ein Schlüssel zur Verbesserung der Arbeits- und Versorgungsqualität in der professionellen Altenpflege. Strategien für „Pflege 4.0“ adressieren insbesondere neue Wege der Arbeitsgestaltung, des Personalmanagements sowie der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Nicht zuletzt durch die COVID 19-Krise haben digitale Kommunikationsmittel in und rund um die professionelle Altenpflege an Bedeutung gewonnen. Der Forschungsstand zeigt jedoch, dass der Einsatz digitaler Technik allein keine hinreichende Voraussetzung dafür ist, dass professionell Pflegende in der betrieblichen Praxis kompetenzorientiert unterstützt oder entlastet werden. Offen ist, wie digital gestützte Konzepte für Arbeitsgestaltung, Personalmanagement und Aus-, Fort- und Weiterbildung in der betrieblichen Praxis faktisch eingesetzt werden und perspektivisch so ausgestaltet werden können, dass diese den Anforderungen an Versorgungsqualität und attraktiven Arbeitsbedingungen für die professionell Pflegenden einerseits und den organisatorischen Anforderungen an eine effiziente Prozessgestaltung einerseits gerecht werden. Ausgehend hiervon rücken betriebliche Gestaltungspraktiken, Gestaltungsspielräume und Erfolgsfaktoren für nachhaltige Strategien digital gestützter Arbeitsgestaltung und Personalarbeit in der Altenpflege in den Fokus.
Zielsetzung und Fragestellungen
Das Projekt identifiziert Herausforderungen, Gestaltungsspielräume und Erfolgsfaktoren für digital gestützte Arbeitsinnovationen in der Altenpflege. Denn für professionelle Pflegearbeit gilt, dass das Gestaltungswissen aus industriellen Digitalisierungsprozessen aufgrund der besonderen Relevanz interaktiver Arbeitskontexte nur eingeschränkt nutzbar ist. Unternehmen, Fach- und Führungskräfte sowie betriebliche Interessenvertretungen erhalten praxistaugliche Informationen, um digitale Arbeitsmitte sinn- und nutzenstiftend einsetzen zu können. Vor dem Hintergrund vorliegender Forschungserkenntnisse und Forschungsdesiderate werden folgende Fragestellungen adressiert:
- Wie wird digitale Technik für neue Formen der Arbeitsgestaltung, des Personalmanagements und der Aus-, Fort- und Weiterbildung genutzt?
- Für welche Zielgruppen werden neue Formen digital gestützter Arbeitsinnovationen entwickelt und erprobt?
- Mit welchen konkreten Maßnahmen und Aktivitäten engagieren sich Unternehmen für eine arbeits- und beschäftigtenorientierte Nutzung digitaler Techniken? Welche Gestaltungsspielräume existieren und wie werden sie genutzt?
- Wie müssen diese ggf. angepasst werden, um den Besonderheiten professioneller Pflegearbeit gerecht zu werden?
- Welche empirischen Nutzenprofile des Einsatzes digitaler Technik können in der Praxis identifiziert werden?
- Welche Hemmnisse und Gelingensfaktoren können aufgezeigt werden?
- Was kennzeichnet erfolgreiche sozialpartnerschaftliche Gestaltungskonzepte und -strategien?
Das Projekt zielt damit auf ein besseres Verständnis der Erfolgsfaktoren für Betriebe, Beschäftigte und betriebliche Interessenvertretungen in der Altenpflege bei einer möglichen stärkeren Nutzung von digitalen Technologien. Die Erkenntnisse leisten einen Beitrag für die passgenauere, beschäftigtenorientierte und nachhaltige Unterstützung von Betrieben, Beschäftigten und betrieblichen Interessenvertretungen in der Umsetzung betrieblicher Digitalisierungsprojekte. Darüber hinaus liefert das Vorhaben Impulse für digital gestützte Arbeitsinnovationen in solchen Branchen und Berufen, die ebenfalls in erheblichem Umfang durch interaktive Dienstleistungsaufgaben und -tätigkeiten geprägt sind.
Vorgehensweise, Methoden und Ergebnisse
Es wird ein praxisbezogener Mixed-Methods-Ansatz verfolgt, der Elemente des Design-Thinking, Unternehmensbefragungen, Beschäftigtenbefragungen, Experteninterviews sowie Betriebsrecherchen umfasst. Die empirischen Erkenntnisse zu betrieblichen Gestaltungspraktiken und Gestaltungsspielräumen werden zu Kriterien gestützten Handlungsempfehlungen verdichtet. Zudem werden zielgruppenspezifische Handlungsleitfäden und Checklisten erarbeitet. Die Ergebnisse werden praxistauglich aufbereitet und auf einer eigenen Website zur Verfügung gestellt. Das Vorhaben wird durch einen Praxisbeirat begleitet und projektbegleitend werden Transferveranstaltungen durchgeführt. Diese zielen auf den Austausch mit sozialpartnerschaftlichen Transferakteuren, interessierten Branchen-, Fach-, Berufs- und Wohlfahrtsverbänden zu den Erkenntnissen und Ergebnissen des Projektes. Um den Unternehmen einen plastischen Eindruck davon zu vermitteln, wie gute Arbeitsinnovationen im Kontext der Digitalisierung umgesetzt werden können, werden Praxisbeispiele aus den Betriebsrecherchen aufbereitet. Das Projekt wird durch einen Praxisbeirat begleitet.
Das Vorhaben wird in Kooperation des Instituts Arbeit und Technik (IAT), Westfälische Hochschule (FSP „Arbeit und Wandel“ & FSP „Gesundheitswirtschaft & Lebensqualität“) mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln umgesetzt.