KuDeQua: Quartierslabore - Kultur- und demographiesensible Entwicklung bürgerschaftlich getragener Finanzierungs- und Organisationsmodelle für gesellschaftliche Dienstleistungen im Quartier / KuDeQua
Ausgangslage
Viele altindustrielle Regionen – so auch das Ruhrgebiet – können trotz punktueller Missstände insgesamt als Gewinner des Strukturwandels identifiziert werden. Nicht nur die Lebensqualität, die Identität und das Image haben sich in den letzten Jahrzehnten verbessert; mit dem Aufbau entsprechender Wirtschaftssektoren – wie beispielsweise die Kultur- und Kreativwirtschaft – ist auch ein reges Innovations-, Forschungs- und Entwicklungspotenzial hinzugekommen. Ist man früher davon ausgegangen, dass von solchen Entwicklungsschüben auch strukturschwache Quartiere durch Trickling-Down-Effekte profitieren, ist heute eine Teilung in gutsituierte Quartiere einerseits und Quartiere mit sich verschärfenden Problemlagen andererseits evident.
So zeigt sich etwa innerhalb der Städte im Ruhrgebiet eine Aufteilung in gutsituierte, bildungsbürger-orientierte Quartiere sowie Straßenzüge und Nachbarschaften mit besonderen, sich verschärfenden Problemlagen. Insbesondere der Dortmunder Norden ist durch Brachflächen und Leerstände, einem Überangebot an Arbeitskräften, einem Defizit bei den quartiersbezogenen Dienstleistungen und Versorgungsangeboten sowie auf der Nachfrageseite durch vergleichsweise finanzschwache Haushalte, vielfach mit Migrationshintergrund und Sprachbarrieren, gekennzeichnet. Quartiere, die einerseits von den positiven Entwicklungen des Strukturwandels in der Vergangenheit nicht profitieren konnten und andererseits vor besonderen sozialen und kulturellen Herausforderungen stehen, lassen dennoch endogene Potenziale vermuten. Hier setzt das Verbundvorhaben an, ebendiese Lücken im Quartier zu identifizieren und mithilfe neuer Finanzierungs- und Organisationsmodelle die benötigten Angebotsstrukturen nachhaltig aufzubauen.
Ziel und Aufgabenstellung
Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „Kommune Innovativ“ geförderten, auf drei Jahre angelegten Verbundvorhabens ist es, Kommunen in ihrer Rolle als Initiator für nachhaltige Quartiersentwicklung mithilfe eines praxistauglichen „Wegweisers“ zu stärken sowie dazu zu befähigen, neue, auch bürgerschaftlich getragene, Finanzierungs- und Organisationsmodelle im Hinblick auf notwendige gesellschaftliche Dienstleistungen im Quartier aufzubauen. Hierbei wird das Vorhaben kultur- und demographiesensibel gestaltet und nimmt insbesondere die Felder Nahversorgung, Mobilität, haushaltsnahe Dienstleistungen sowie klassische Felder der Sorgearbeit in den Blick.
Neben dem IAT besteht das Konsortium aus der Stadt Dortmund mit ihrem Projekt „Nordwärts“, (Verbundkoordination) sowie der NRW.BANK.
Vorgehensweise
Das Verbundvorhaben gliedert sich in insgesamt sieben Arbeitspakete. Neben der Projektsteuerung und der Öffentlichkeitsarbeit geht es in den aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen darum:
- im Rahmen einer detaillierten Bestandsanalyse in den zwei ausgewählten Dortmunder Quartieren Eving und Marten die vor Ort bestehenden Angebote mit den Bedarfen der Bürger abzugleichen und somit Versorgungslücken zu identifizieren, Leerstände und Brachflächen zu ermitteln sowie die Potenziale im Quartier zu identifizieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt zudem darauf, die vorhandenen Strukturen und Organisationsformen gesellschaftlicher Dienstleistungen zu prüfen.
- Auf Grundlage der aufgedeckten Potenziale und Versorgungslücken wird anschließend eine Best-Practice-Analyse vorgenommen, die sowohl Erfahrungen aus dem Inland als auch dem europäischen Ausland mit einbezieht und auf ihre Übertragbarkeit auf die Modellquartiere hin überprüft werden.
- Das vierte Arbeitspaket hat zum Ziel, bestehende Förder- und Finanzinstrumente im Hinblick auf ihre Passgenauigkeit, bezogen auf nichtgewinnorientierte Sozialunternehmen, zu prüfen und neue Finanzierungsinstrumente zu entwickeln. Zudem wird geprüft, inwiefern Förder- und Kreditanträge „bankfähiger“ und für Kunden leichter zugänglich gemacht werden können. Entwickelt werden sollen zudem alternative, lokale Finanzprodukte für bestimmte Projekte.
- Der zentrale Baustein des Projektes liegt in der partizipativ angelegte Konzeptentwicklung und Implementierung der Quartierslabore. In diese fließen die aus den vorherigen Arbeitspaketen gewonnenen Ergebnisse mit ein. Ziel ist, gemeinsam mit den Akteuren soziale und bürgerschaftliche Dienstleistungs- und Engagementmodelle in den beiden Quartieren zu entwickeln, zu erproben, nachhaltig zu etablieren und damit Lücken gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen zu schließen.
- Die Entwicklungs- und Erprobungsarbeiten werden, im Rahmen einer gemeinsam zu erarbeitenden Balance-Scorecard, durch ein Monitoring begleitet. Die Ergebnisse der abschließenden Evaluation werden anschließend zu Handlungsempfehlungen verdichtet und dienen als Grundlage des zu erstellenden „Wegweisers“ und Endberichts, der den Kommunen zur Verfügung gestellt wird.