Analyse der Gelingungsfaktoren für Raumunternehmungen unter besonderer Berücksichtigung der Finanzierungsfrage / Rau_Unter
Ziel und Aufgabenstellung
Potenziale und Chancen in schwachen Quartieren, Dörfern und Regionen ergeben sich teilweise gerade auf Grund struktureller Veränderungen (z.B. leerstehende Immobilien). Viele Akteure – so unsere Hypothese – in diesen Quartieren wollen Raum entdecken, ihn sich aneignen, gestalten und Raumverantwortung übernehmen. Diese Raumunternehmer nicht einzubinden und nicht zu unterstützen ist vor dem Hintergrund, dass es gerade in strukturschwachen Stadtteilen an Einstellungen, Werten, Geschichten, Vorbildern und Identitäten fehlt, eine verschenkte Chance.
Ziel des von der Montag Stiftung Urbane Räume angestoßenen Projektes „Raumunternehmen“ war es zu bestimmen, ob es Raumunternehmen gibt, die überdurchschnittliche Bedeutung für den Stadtteil/Ort haben und eine Typisierung von Raumunternehmen abzuleiten. Im Anschluss wurde analysiert, was die Gelingensbedingungen der verschiedenen Raumunternehmen sind. Eine zentrale Frage hierbei war, ob das Fehlen eines passenden Finanzierungsangebots einen Engpass hinsichtlich ihrer Entwicklung darstellt.
Vorgehen
Das Projekt bestand aus drei Arbeitspaketen. Arbeitspaket 1 hat Raumunternehmen im Rahmen der Wirkungsweise quartiersökonomischer Prozesse untersucht. Arbeitspaket 2 betrachtete die Finanzierungsmöglichkeiten von Raumunternehmen. Arbeitspaket 3 hat die Finanzierungsmöglichkeiten im Kontext der untersuchten Quartiere erforscht und die Finanzierungsituation aus Sicht der Raumunternehmen.
Durch Recherche, Literaturanalyse und Experteninterviews wurden Raumunternehmungen und ihre Wirkungsweise zunächst aus quartiersökonomischer Perspektive verstanden und Finanzierungsmöglichkeiten ermittelt. Hierauf aufbauend wurden drei Quartiere näher untersucht und Fallbeispiele realisierter und gescheiterter Raumunternehmen dargestellt und analysiert.
Ergebnisse
Im Rahmen dieser Untersuchung konnte aufgezeigt werden, dass es Raumunternehmer gibt, die ihr Unternehmen auf Basis von unzureichend in Wert gesetzten räumlichen Ressourcen entwickeln und hierdurch einen hohen sozialen Nutzen im Raum stiften. Es konnte anhand der porträtierten Raumunternehmerinnen und Raumunternehmer ein detaillierter Einblick in das Entstehen und Wirken dieser Unternehmen innerhalb ihres räumlichen Kontextes aufgezeigt werden. Ein wichtiges Ergebnis hierbei ist, dass es auch im ländlichen Raum Raumunternehmen gibt. Deutlich ist ferner geworden, dass in der allgemeinen Diskussion um Existenzgründerförderung und Wirtschaftsförderung die Potentiale von Raumunternehmen oftmals übersehen werden. Die systematische Auswertung der qualitativen Daten führte zur Bildung von vier Raumunternehmertypen, dem „Raumunternehmer aus Geschäftssinn“, dem „Raumunternehmer aus Leidenschaft“, dem „Raumunternehmer aus Gelegenheit“ und dem „Raumunternehmer aus Notwendigkeit“, die sich hinsichtlich ihrer (Fremd)Finanzierungs- und Un-terstützungsbedarfe unterscheiden. Die Recherche der Förder- und Finanzierungsagebote ergab einige mögliche Optionen, die von Raumunternehmern genutzt werden können und genutzt werden. Gleichzeitig konnten Finanzierungsengpässe bei besonders unkonventionellen Projekten und nicht bankfähigen Unternehmern (und Vereinen) identifiziert werden.