Analyse und Bewertung des CultNature-Potenzials in der Metropole Ruhr - Instrumente zur nachhaltigen und kostengünstigen Ertüchtigung nicht-marktfähiger Flächen / CultNature II
Ziel und Aufgabenstellung
Der im IAT im ersten CultNature-Projekt entwickelte Ansatz zielt darauf ab, die energetische Nutzung von Flächen durch Biomasse, Wind und Photovoltaik zur wirtschaftlich tragbaren Attraktivierung von Flächen einzusetzen, die gegenwärtig keiner höheren Nutzung zugeführt werden können (z.B. Gewerbe, Wohnen). Das für Planung und Umsetzung dieses Ansatzes notwendige Handlungswissen wurde bezogen auf konkrete Flächenpotentiale in Kommunal- und Flächenprojekten entwickelt, überprüft und festgelegt.
Dieses Wissen soll in dem Projekt CultNature II für eine nachhaltige und kostengünstige Ertüchtigung von Flächenpotentialen in der Metropole Ruhr genutzt werden, die z. Zt. nicht marktgängig, aber auf längere Sicht durchaus entwicklungsfähig sind, gleichzeitig aber nicht bereits im Rahmen regionaler oder kommunaler Entwicklungsstrategien bearbeitet werden. Diese Ertüchtigungsstrategie beinhaltet dabei auch die Option für spätere höherwertige Flächenentwicklungen.
Diese Flächenpotentiale sollen in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) und der Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH (wmr) identifiziert, mit den betroffenen Kommunen abgestimmt und mit Hilfe des CultNature-Ansatz entwickelt werden.
Der lange Entwicklungszeitraum bietet dabei besondere Chancen, mithilfe des CultNature-Ansatz attraktive und produktive Parklandschaften zu schaffen. Um eine längerfristig angelegte Flächen-Aufwertungsstrategie für Kommunen und Flächenbesitzer glaubwürdig und attraktiv zu machen, soll die Strategie mit konkreten Entwicklungsszenarien und Produktionsmodellen für die relevanten Flächen verknüpft werden. Die Produktionsmodelle sollen darstellen, wie sich Flächengestaltung, energetische Nutzung und wirtschaftlicher Betrieb als CultNature-Fläche mit der Entwicklung der Fläche über die Zeit verändern.
Diese Analyse soll für die Wertschöpfungskette Klimaschutzwirtschaft vertieft werden. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie der CultNature-Ansatz für die Strategie der Wirtschaftsförderung metropoleruhr nutzbar gemacht werden kann, um Innovationsaktivitäten mit konkreten Flächen- und Standortaktivitäten zu verknüpfen.
Darüber hinaus sollen mit Hilfe des CultNature-Ansatz Flächen ohne sinnvolle Entwicklungsperspektive als Kompensationsflächen aufgewertet werden, die gegen leichter entwickelbare Flächen ausgetauscht werden können. Dabei sollen diese Flächen städtebaulich und ökologisch attraktiver gestaltet werden und gleichzeitig einen möglichst hohen Deckungsbeitrag für ihre Pflegekosten erwirtschaften. Mit der gleichen Zielsetzung sollen durch den CultNature-Ansatz Betriebserweiterungsflächen zwischengenutzt und Abstandsflächen dauerhaft genutzt werden.
Vorgehen
1. Projektphase
Für jede der ausgewählten Flächen sollen zunächst in der ersten Projektphase auf der Basis verfügbarer regionaler Geodaten der Kooperationspartner, der CultNature-Bergbauflächenrecherche, und, soweit notwendig, weiterer Datenbanken die Nutzungsmöglichkeiten für erneuerbare Energien sowie Restriktionen, räumliche Einbindung und weitere Flächenmerkmale erhoben werden. Als Restriktionen sollen Bodenbeschaffenheit (für Biomasse), topographische Gegebenheiten (für Solar- und Windenergie), Planungsrecht und infrastrukturelle Defizite (z.B. Erreichbarkeit für Anlagenbau und Biomasse-Ernte) erfasst werden. Die Analyse der Ertüchtigungsmöglichkeiten soll prinzipiell alle Optionen ausloten, die Entwicklungschancen dieser Flächen zu verbessern. Die Analyseergebnisse und Flächenmerkmale werden in Flächendossiers zusammengeführt, die für die weitere Projektarbeit eine wesentliche Grundlage darstellen.
Bezogen auf Detailschärfe und Wirkungstiefe ersetzen die in den Flächendossiers enthaltenen Informationen etwa bei ehemaligen Bergbauflächen keinesfalls die im Zuge des Abschlussbetriebsplanverfahrens vorgegebenen Untersuchungsverfahren zur Altlastensituation oder die Überprüfung artenschutzrechtlicher Belange.
Die Flächendossiers sind ein internes Arbeitsinstrument der Projektpartner, das in der dritten Arbeitsphase mit den planungsrelevanten Akteuren abzustimmen ist, vor allem wenn es darum geht, die planerischen Absichten der Kommunen zu integrieren und zu vertiefen.
Das Ergebnis dieser Phase ist das Zusammenführen aller Daten, die als Grundlage für die Arbeit in der zweiten Projektphase benötigt werden.
2. Projektphase
In der zweiten Projektphase sollen für alle einbezogenen Flächen mit Hilfe des CultNature-Planungsinstruments Gestaltungsalternativen unter den gegenwärtigen Bedingungen durchgespielt, berechnet und dargestellt werden. Dabei finden Ziele der Landes- und Regionalplanung und die räumliche Einbindung der Flächen als Rahmenbedingungen Berücksichtigung. Das CultNature-Planungsinstrument ist für diese Aufgaben zu modifizieren und in seinem softwaretechnischen Aufbau und Design anzupassen.
Für eine ausgewählte Gestaltungsalternative wird ein Produktionsmodell (für Biomasse, Sonne, Wind) entwickelt, das darstellt, wie die Fläche gestaltet, energetisch genutzt und als CultNature-Fläche wirtschaftlich betrieben werden soll. In dieser Phase wird von den aktuellen Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und kurzfristig zu erwartenden Änderungen ausgegangen.
Das Ergebnis dieser Phase ist für jede der einbezogenen Flächen ein statisches Gestaltungskonzept und ein zugehöriges Produktionsmodell für die Zwischennutzung bzw. die endgültige Nutzung.
Als Grundlage für die dritte Projektphase werden Leitmarktentwicklungen im Ruhrgebiet identifiziert, die für die Entwicklung von CultNature-Flächen interessant sein können. Als Querschnittsbereich wird zudem die Wertschöpfungskette „Klimaschutzwirtschaft“ als spezifischer Schwerpunkt mit einbezogen.
Für jede der identifizierten Entwicklungen gilt es zu ermitteln, welche Art von Unternehmen oder Investoren als Nachfrager infrage kommen und welche Anforderungen sie an Flächen stellen. Darauf aufbauend werden nachfrageseitige Eignungsprofile von potentiellen Flächen erstellt. Diese Eignungsprofile werden für eine Gruppierung der einbezogenen Flächen genutzt.
3. Projektphase
In der dritten Projektphase wird die Analyse dynamisiert. Dabei wird exemplarisch dargestellt, wie und in welchen zeitlichen Schritten die einbezogenen Flächen entsprechend ihrem Eignungsprofil zukünftig entwickelt werden können.
Auf dieser Basis werden Musterszenarien für die in der zweiten Projektphase bestimmten Flächen-gruppen entwickelt. In diesen Musterszenarien wird die bestmögliche Entwicklung mit ihren einzelnen Schritten und Bedingungen dargestellt.
Es wird für die einzelnen Flächen beschrieben, wie sich Flächengestaltung, energetische Nutzung und wirtschaftlicher Betrieb als CultNature-Fläche mit der Entwicklung der GE-, GI- und SO-Nutzung der Fläche verändern. Darüber hinaus wird dargestellt, wie auf diese Veränderungen reagiert werden kann, um einen höchstmöglichen wirtschaftlichen und ökologischen Ertrag der CultNature-Nutzung zu sichern.
Das Ergebnis dieser Phase ist für jede Fläche eine exemplarische Darstellung einer längerfristigen Entwicklungsmöglichkeit auf der Basis des CultNature-Ansatz.
4. Projektphase
In der vierten Phase wird die Analyse für die „Klimaschutzwirtschaft“ vertieft.
Zur Wertschöpfungskette „Klimaschutzwirtschaft“ im Ruhrgebiet gibt es eine Studie der Wirtschaftsförderung metropoleruhr, die zeigt, dass dieser Komplex ein interessantes Innovations- und Wachstumspotenzial für das Ruhrgebiet darstellt. Sie ist zudem für die Region auch wirtschaftsstrukturell interessant, weil sie stark mittelständisch strukturiert ist und spezifische, stark anwendungsorientierte Innovationsmuster mit einem hohen Wachstumspotenzial aufweist.
Im Rahmen einer Strategie zur Verknüpfung von Innovationsaktivitäten mit konkreten Flächen- und Standortaktivitäten kann der CultNature-Ansatz genutzt werden, um über eine ökologische und städtebauliche Aufwertung von Flächen und ein interessantes Angebot an erneuerbarer Energie, attraktive Standorte für die Klimaschutzwirtschaft und für entsprechende Innovationsaktivitäten zu schaffen. Gleichzeitig kann CultNature selbst Gegenstand von Innovationsaktivitäten sein, z.B. für dezentrale Energieversorgung, mobile Wärmeversorgung oder energetische Müllverwertung. Solche Aktivitäten können auch mit kommunalen Biomassestrategien verknüpft werden.
Zur Entwicklung konkreter Konzepte für eine solche Strategie werden auf der Basis der Analysen der dritten Projektphase geeignete Flächen bestimmt. Für die ausgewählten Flächen wird exemplarisch ein detailliertes Konzept zur Entwicklung dieser Flächen als attraktiver Unternehmens- und Innovationsstandort der Klimaschutzwirtschaft entwickelt. Diese Flächenkonzepte sollen in ein übergreifendes regionales Strategiekonzept eingebunden werden.
Die Flächenkonzepte und das regionale Strategiekonzept stellen das Ergebnis der vierten Phase dar.
5. Projektphase
Die Ergebnisse des gesamten Projekts sollen in der fünften Projektphase zu einem Bericht in Form von Flächendossiers verarbeitet werden.
Fördermittelgeber: