IAT legt Studie zur Migrantenökonomie in der Stadt Essen vor:

hohes wirtschaftliches und gesellschaftliches Potenzial

Pressemitteilung vom 17.06.2024
Redaktion: Presseamt Stadt Essen

Nordrhein-Westfalen und insbesondere das Ruhrgebiet sind Hochburgen für migrantische Selbständigkeit. In NRW liegt der Anteil der Selbständigen mit Einwanderungsgeschichte an allen Selbständigen bei rund 25 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt. Das zeigt, wie wichtig die Migrantenökonomie ist. Das sieht man auch in der Stadt Essen, die das Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. (ISM) mit einem Projekt zur Migrantenökonomie (MIRAN) beauftragt hat. Der Bericht wurde jetzt vorgelegt.

Neben Daten der amtlichen Statistik wurden im Rahmen der Studie Interviews und Gespräche mit 23 migrantischen Unternehmerinnen*Unternehmern aus fünf detailliert untersuchten Stadtbezirken durchgeführt. Die Bevölkerung der Stadt Essen ist sehr vielfältig. Die Stadtteile sind durch Multikulturalität und Vielfalt charakterisiert. Ebenso divers ist die Ökonomie von Migrant*innen in Essen. Die fünf häufigsten Herkunftsländer migrantischer Unternehmer*innen in Essen sind die Türkei gefolgt von Polen, Syrien, den Niederlanden und Rumänien. Wobei polnische und türkische Unternehmer*innen in den Stadtbezirken dominieren. Selbständige aus den beiden ehemaligen Gastarbeiterländer Italien und Griechenland spielen eher eine untergeordnete Rolle. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Stadt Essen liegt fast zwei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt.

Die Ansammlung ausländischer Selbstständiger auf bestimmte Branchen ist in einigen Stadtbezirken stärker ausgeprägt als auf der Stadtebene. Polnische Selbstständige sind in den Bezirken III, V und VI zu über 60 Prozent im Baugewerbe tätig. Ähnliches gilt für rumänische Selbständige in den Stadtbezirken VI und III. Türkische Selbständige sind in allen Stadtbezirken in den beiden Wirtschaftszweigen "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" und "Erbringung von sonstigen Dienstleistungen" zu jeweils über 50 Prozent unternehmerisch tätig. Ähnlich sieht es bei den syrischen Selbständigen aus. Bei Gründungsaktivitäten ist die ausländische Bevölkerung in Essen überdurchschnittlich stark vertreten. Die meisten Gründungen finden in den Branchen Wasserversorgung, Bauwesen, Gastronomie, Kunst und Unterhaltung sowie anderen wirtschaftlichen Dienstleistungen statt. Der Frauenanteil an migrantischen Gründer*innen ist in Essen mit 19,4 Prozent im Vergleich zur Bundesebene mit 31 Prozent sehr gering.

Migrantische Unternehmer*innen im Gespräch

Die Interviews mit 23 migrantischen Unternehmer*innen aus den fünf Stadtbezirken lieferten neben den Gründungsmotiven Einblicke in die Herausforderungen, mit denen sich die Migrant*innen im Gründungsprozess konfrontiert sahen, einschließlich der Unterstützungsinfrastruktur und der Vertretung ihrer Interessen. Deutlich wurden das durchschnittlich hohe Qualifikationsniveau und der hohe Qualitätsanspruch an die eigenen Produkte bzw. Dienstleistungen. Migrantische Unternehmer*innen in der Stadt Essen sind "jung" und gründen auch unter widrigen Umständen. Die Gründungen erfolgen nicht aus einer Notlage, sondern die Entscheidung zur Selbstständigkeit wird bewusst getroffen. Die Interviews zeigen auch, dass sich migrantische Unternehmer*innen eine bessere Beratung, Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, Beschleunigung bürokratischer Prozesse, mehrsprachige Information und mehr kulturelle Sensibilität für Geschäftspraktiken wünschen.

Fazit

Die Studie zeigt, dass die Migrantenökonomie in Essen ein hohes wirtschaftliches und gesellschaftliches Potenzial besitzt und intensiver gefördert werden sollte als bisher. Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen bietet die Möglichkeit, die positiven Effekte der migrantischen Ökonomie weiter zu stärken und nachhaltige Entwicklungen innerhalb des lokalen Wirtschaftsgefüges zu fördern.

Pressemitteilung Stadt Essen: https://www.essen.de/meldungen/pressemeldung_1532296.de.html

Migrantenökonomie Essen
Vorstellung der Studie zur Migrantenökonomie: Dr. Judith Terstriep, Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Stadtdirektor Peter Renzel, Dr. Alexandra David, Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und Bodo Kalveram, Leiter Arbeitsmarktförderung und MEO Regionalagentur NRW. Foto: Moritz Leick, Stadt Essen

Publikation zum Thema:

JahrTitel / ZitationDokumententypLinks / Downloads
2024

2024:  

Migrant:innenökonomie in der Stadt Essen. Ergebnisbericht des Projekts "MIRAN" im Auftrag der Stadt Essen

Zitation:  

David, A., Terstriep, J. & Sänger, R. (2024): Migrant:innenökonomie in der Stadt Essen. Ergebnisbericht des Projekts "MIRAN" im Auftrag der Stadt Essen. , 1-73. Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen.

Dokumententyp:  

Bericht/Report

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