Neue Ärzte braucht das Land?

Empirische Studie aus dem Institut Arbeit und Technik zur Ärzteausbildung in Deutschland

Pressemitteilung vom 10.04.2012
Redaktion: 83

Die Ärzteausbildung in Deutschland muss dringend modernen Erfordernissen angepasst werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie zur Reform der Medizinerausbildung, die das Institut Arbeit und Technik (IAT /Westfälische Hochschule) im Auftrag der Initiative Gesundheitswirtschaft e.V. Berlin erstellt hat. „Nicht einfach nur mehr, sondern vor allem andere Ärzte braucht das Land“, so PD Dr. Josef Hilbert, Direktor des IAT. Die systematische Entwicklung von branchen- und sektorenübergreifenden Systemlösungen sowie von Standards für integrierte Versorgungsketten sei ein zentrales Thema für eine zukunftsfähige Medizin und müsse daher verstärkt Gegenstand der medizinischen Ausbildung werden.

„Mittlerweile gibt es in Deutschland zahlreiche Universitäten, die Modellstudiengänge für eine
neue Ärzteausbildung auf den Weg gebracht haben. Dabei gibt es durchaus vielversprechende Ansätze für deutliche Verbesserungen. Der Durchbruch zu einer flächendeckenden Neuorientierung steht jedoch noch aus“, meint Hilbert. Den IAT-Wissenschaftlern geht es dabei nicht um immer mehr Anforderungen an angehende Medizinerinnen und Mediziner, sondern darum, dass das Studium und seine Inhalte strukturell reformiert werden müssten: „Hier können wir international was lernen. Auch braucht es Krankenhäuser, in denen die neuen Ärzte ihr Wissen einbringen können“, stellt die IAT-Gesundheitsökonomin Michaela Evans fest.

Die empirische Studie „Zukunftsfähige Qualifikations- und Kompetenzprofile für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland“ hat weiterhin folgende zentrale Ergebnisse:

• Im Mittelpunkt werden auch in Zukunft medizinische Kenntnisse stehen, die auf einem soliden naturwissenschaftlichen Fundament stehen.
• Diese grundlegenden Kompetenzen sollten frühzeitig mit praktischen Anwendungserfordernissen in Verbindung gebracht werden, um mehr Patientenorientierung möglich zu machen.
• Einblicke in die Gesundheitswissenschaften (Public Health) sollen befähigen, gesellschaftliche und wirtschaftliche Quellen von Krankheit und Gesundheit zu verstehen.
• Volks-, betriebs- und personalwirtschaftliche Kenntnisse brauchen in Zukunft eine größere Beachtung – nicht zuletzt, um auch die (Selbst-)Managementkompetenzen zu steigern.
• Bessere Kenntnisse der Gesundheitstechnik könnten die ärztliche Leistungsfähigkeit deutlich erhöhen.
• Kenntnisse über Innovationsmanagement sowie interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit sind nötig, um integriert organisierte, sektorenübergreifende Wege für mehr Qualität, Patientenorientierung und Effizienz mitzugestalten.
• Extrafunktionale Qualifikationen wie etwa Kommunikationskompetenzen, die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen, Team- und Führungsfähigkeiten könnten aus hochkompetenten „Einzelkämpfern“ patientenorientierte Dienstleister, orchestrierungsfähige Wissensträger, teamfähige Kollegen und empathische Führungskräfte machen.

Interview zur Studie