Studiengruppe Lifelong Learning

Die Studiengruppe Lifelong Learning (LLL) fußt auf dem Konzept des lebenslangen Lernens, welches das Aneignen und Erweitern von Wissen und Kompetenzen während des gesamten Lebens beschreibt, unabhängig von der Art der Bildungsform (Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 2001). In dem Kontext wird von der Synthese von allgemeiner und beruflicher Bildung gesprochen (BIBB, 2003). Lernen wird somit als ganzheitliches Konzept verstanden.

Dabei wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven relevant. Auf individueller Ebene benötigt es die Bereitschaft zur stetigen Weiterbildung, da die Basis der schulischen und beruflichen Ausbildung in Zeiten von ständiger gesellschaftlicher und technologischer Transformation nicht vollumfänglich für eine jahrzehntelange Berufslaufbahn ausreicht. Lebenslanges Lernen (LLL) spielt eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Qualifikationsdefiziten mit einem neuen Schwerpunkt auf den für die moderne Arbeitswelt erforderlichen höherwertigen Fertigkeiten, digitale Kompetenzen und Denkweisen. Digitale Innovationen verändern Arbeitsplätze, stellen bestehende Kompetenzen in Frage und erfordern neue Fähigkeiten. Lebenslanges Lernen bedeutet auch, eine positive Einstellung zum Lernen sowohl für die berufliche als auch für die persönliche Entwicklung zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Aufgrund dieser Veränderung ist es auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene notwendig, bildungspolitische Maßnahmen bei der Erwachsenenbildung bereitzustellen, um Individuen fortwährend eine Erweiterung von Wissen und Kompetenzen durch lebenslanges Lernen zu ermöglichen, damit berufliche und soziale Teilhabe für alle gewährleistet werden kann (Stahl, 2020). Zudem ist die Weiter- und Kompetenzbildung ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft und den Erfolg von Unternehmen.

Das ganzheitliche Bild des lebenslangen Lernens geht somit über die berufliche Perspektive hinaus, indem gesellschaftlich relevante Themen wie Chancengleichheit und die Inklusion benachteiligter Gruppen von Bedeutung sind. Die Studiengruppe LLL ist in diesem Bezug die Schnittstelle zwischen Unternehmen, Institutionen und Individuen.

Die Relevanz des lebenslangen Lernens (LLL) als Bildungsparadigma wird in Hinblick auf dem vermehrten Einsatz von digitaler Technik in Organisationen, des zunehmenden Qualifikationsdefizits von Arbeitskräften, das Erreichen der Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals SDG) und nicht zuletzt wegen COVID-19 deutlich. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen umfasst Zielsetzungen zur nachhaltigen Entwicklung auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene mit insgesamt 17 Zielen in unterschiedlichen Bereichen. Das vierte Ziel (SDG4) „Bildung für alle – inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern“ fokussiert sich dabei auf die Bildung und speziell auf das lebenslange Lernen (U.N. General Assembly, 2015). Im Zuge dessen versucht die Studiengruppe für lebenslanges Lernen bei den folgenden Aufgaben durch LLL-Ansätze einen Beitrag zur Umsetzung beizutragen.

Die Studiengruppe LLL konzentriert ihre Aktivitäten auf die Teilnahme an nationalen und internationalen Projekten, in denen Kooperationen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs), Bildungsinstitutionen, Gesundheitsorganisationen und sozialen Einrichtungen angestrebt werden. Erkenntnisse aus diesen Projekten werden dann durch Präsentationen auf verschiedenen Veranstaltungen und Publikationen in die betriebliche Praxis transferiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Im Schwerpunkt werden in der Studiengruppe folgende Themen bearbeitet:

1. Unterstützung und Begleitung des Lernens in KMU

Kleine und Mittelständische Unternehmen in Europa sehen heute die Notwendigkeit, ihre Innovationskapazitäten, Qualifikationen und digitalen Fähigkeiten von Mitarbeitern zu verbessern, um sich zukünftig erfolgreich aufzustellen. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften mit digitalen Arbeitskompetenzen ist für mehr als ein Drittel aller KMU in der EU ein Problem.

Ein Beispiel ist der Mangel an „Menschen mit dem Wissen, den Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Erfüllung der für die Cybersicherheitsarbeit erforderlichen Aufgaben“ gemacht werden soll. Zu einer solchen Gruppen gehören „technische und nichttechnische Funktionen, die mit sachkundigen und erfahrenen Mitarbeitern besetzt sind“. Es ist jedoch schwierig, eine Belegschaft mit notwendigen interdisziplinären Fähigkeiten zu schaffen und das Problem der Kommunikation zwischen Pädagogen, Forschern und Menschen, die Informationstechnologien nutzen, zu lösen. Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen diesen Gruppen als auch Europäische Kooperationen und Übertragbarkeitsmodelle für interdisziplinäres Training und Ausbildung sind notwendig.

Die KMUs, verfügen jedoch nicht über genügend Ressourcen, um dieses Problem bewältigen zu können (European Commission).
Die Studiengruppe für lebenslanges Lernen fördert das kontinuierliche digitale Lernen am Arbeitsplatz, welches insbesondere während und nach Covid-19 an Bedeutung gewinnt. Zudem wird die Entwicklung von LLL-Fähigkeiten im Rahmen einiger Projekte und Kooperationen unterstützt. Die Vermittlung von geeigneten Weiterbildungsangeboten an spezifische berufliche Werdegänge unterstützt die Qualifizierung und Weiterentwicklung von Mitarbeitern, wodurch diese an das Unternehmen gebunden werden können. Lebenslanges Lernen kann auch die firmeninterne Mobilitätsstrategie unterstützen und dazu beitragen, dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Führungskräfte von morgen vorzubereiten.  Auf der anderen Seite bedeutet lebenslanges Lernen auch die Bereitschaft der Mitarbeiter sich eigenverantwortlich Kompetenzen anzueignen.

2. Beitrag und Entwicklung praxisorientierter, digital unterstützter LLL- Konzepte und geeigneter pädagogische Ansätze insbesondere in Weiterbildung und Umschulung

Der intensivierte Einsatz digitaler Technologien, während der Covid-19-Krise ist ein wesentlicher Impuls für digital-unterstütztes lebenslanges Lernen, da Unternehmen und Bildung persönliche Aktivitäten durch digitale ersetzt haben (Ricci, 2020). Covid-19 hat eine katalysierende Wirkung auf das digitale lebenslange Lernen. Solche Konzepte wurden bis jetzt wenig in Weiterbildung und Umschulung angewendet. Neben anderen Schwierigkeiten wie z.B. die digitalen Fähigkeiten von Trainern, fehlten auch geeignete pädagogische Ansätze. Durch Gespräche, Präsentationen und Publikationen von solchen Ansätzen und Methoden will die LLL Studiengruppe Weiterbildung- und Umschulungsverantwortliche unterstützen.

Projekt Bright@EU / Bright

3. Digitale Lösungen im Rahmen von Strategien des lebenslangen Lernens zur Förderung der Integration

Digitale Lösungen, einschließlich Bildung und sozialer Innovation, können die Integration und Lebensqualität von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, wie z.B. Menschen mit Behinderungen, Migranten und älteren Menschen durch die Teilnahme an der Gesellschaft und an traditionellen Bildungsprogrammen verbessern. Während einer Pandemie können diese digitalen Systeme neue Möglichkeiten für eine stärkere Zusammenarbeit schaffen. Viele Menschen mit besonderen Bedürfnissen. die die Lernaktivitäten einschränken, sollten auch Nutznießer von digitalen Systemen sein, da solche Systeme die Flexibilität bieten, Schulungsprogramme an ihre spezifischen Bedürfnisse anzupassen (BMZ, 2020). Dies ist jedoch nicht geschehen. Besondere Maßnahmen und disruptive Innovationen sind notwendig, damit Studenten und Mitarbeiter von Unternehmen nicht darunter leiden, wenn durch Fernunterricht keine Kontinuität gewährleistet ist.

Die Studiengruppe Lifelong Learning arbeitet an der Verbesserung von Unterstützungsmodellen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und an der Nutzung digitaler Medien zur Zusammenarbeit und zum Lernen, um die Effizienz von Unterstützungssystemen zu steigern. Zusammen mit Partnern aus verschiedenen Organisationen arbeitet die Gruppe an der Entwicklung von geeigneten Mentoring-Modellen und Ausbildungsmaterialien einschließlich Richtlinien für die Nutzung und spezifische Anwendung digitaler Technologien. Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität und der Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderungen, Migranten und die Förderung einer integrativen Bildung.

Lernen für das Leben / EvAH

Literatur

BIBB (2003). Lebenslanges Lernen. In: BWP – Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, (3/2003).

BMZ (2020). Digitalisierung für Entwicklung. Chancengleichheit. https://toolkit-digitalisierung.de/digitalstrategie/digitalstrategie-bmz/ziel-3-chancengleichheit/. Abgerufen am 14.04.2021.

European Commission. Entrepreneurship and SMEs. https://ec.europa.eu/growth/smes. Abgerufen am 14.04.2021.

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2001). Einen europäischen Raum des lebenslangen Lernens schaffen.

Netzwerk Stiftungen und Bildung. Lebenslanges Lernen. https://www.netzwerk-stiftungen-bildung.de/wissenscenter/glossar/lebenslanges-lernen. Abgerufen am 14.04.2021.

Ricci, C. (2020). Die Corona-Pandemie als Digitalisierungsbooster. https://blog.iao.fraunhofer.de/die-corona-pandemie-als-digitalisierungsbooster/. Abgerufen am 14.04.2021.

Stahl, D. (2020). Lebenslanges Lernen - das Ende der Erwachsenenbildung? https://epale.ec.europa.eu/de/blog/lebenslanges-lernen-das-ende-der-erwachsenenbildung

U.N. General Assembly (2015). The 2030 Agenda for Sustainable Development. Sustainable Development Goal 4 (SDG 4). https://sdg4education2030.org/the-goal. Abgerufen am 14.04.2021.

Publikationen

Hamburg, Ileana
2021: COVID-19 as a catalyst for digital lifelong learning and reskilling. In: Advances in research, vol. 22 (1), p. 21-27. DOI: https://doi.org/10.9734/air/2021/v22i130282. 

Hamburg, Ileana
2021: Reskilling within digital lifelong learning and entrepreneurship in vocational education. In: Language, education and culture research 1, no. 1, p. 26-33. Doi: https://doi.org/10.22158/lec.v1n1p26. 

Hamburg, Ileana
2021: Social measures and disruptive innovations in entrepreneurship education to cope with COVID-19. In: Advances in social sciences research journal 8, no.1, p. 70-80.