Personallücke in der Versorgung Pflegebedürftiger:
mindestens 350 000 Kräfte fehlen bis 2030 – IAT-Beitrag zum neuen Pflegereport 2015
Pressemitteilung vom 02.06.2015
Redaktion:
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In den verschiedenen Wohn- und Versorgungsformen für pflegebedürftige Menschen (von der vollstationären Pflege über Tagespflege, ambulante Pflege, bis hin zu Pflege-Wohngemeinschaften und der Hospizarbeit) werden bis 2030 mindestens 350 000 zusätzliche Kräfte benötigt, darunter rund 130 000 Pflegefachkräfte. Umgerechnet entsprechen diese Zahlen rund 250 000 bzw. 100 000 Vollzeitstellen. Am Arbeitsmarkt stehen aber bereits heute kaum noch Fachkräfte des „Kernberufs“ Pflege zur Verfügung. Umfassende Anstrengungen sind nötig – vor allem auch verstärkt in der Ausbildung und beruflichen Qualifizierung – um die bedrohliche Lücke zu schließen, zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule), die jetzt im Pflege-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) veröffentlicht wurden.
Die IAT-Forscher Christoph Bräutigam, Michaela Evans und Prof. Dr. Josef Hilbert ermitteln in ihrem Beitrag den Personalbedarf in den verschiedenen Wohn- und Versorgungsformen für Pflegebedürftige und zeigen Ansätze auf, den künftigen Personalbedarf zu decken. Denn die unterschiedlichen Versorgungsformen werden künftig verschärft um qualifiziertes Personal konkurrieren, untereinander und auch mit den Krankenhäusern.
Einen wesentlichen Ansatzpunkt sehen die IAT-Forscher in der beruflichen Qualifizierung. In den Pflegefachberufen schließen jährlich rund 30 000 Absolventen erfolgreich ihre Ausbildung ab. Diese Zahlen sind kaum noch ausreichend, um die Zahl der Beschäftigten auch nur stabil zu halten. Mit den ab 1995 besonders geburtenschwachen Jahrgängen könnten die Ausbildungszahlen kräftig sinken. Zudem werden in den nächsten Jahren altersbedingt immer mehr Pflegefachkräfte ausscheiden. Schon diese Ausfälle zu kompensieren würde also eine deutliche Ausweitung der Ausbildungskapazitäten erfordern. Auch die Ausweitung des Beschäftigungsumfangs, der Erwerbsbeteiligung und der Berufsverweilzeit müssen angegangen werden.
Das Berufsfeld konkurriert zunehmend um Nachwuchs mit anderen Branchen, denen ein besserer Ruf anhaftet. Eine deutliche Attraktivitätssteigerung des Berufs wird durch Imagekampagnen allein nicht zu erreichen sein. Deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und der Fachkräfte-Vergütung sowie eine Aufwertung der Pflege durch Akademisierung könnten dazu beitragen, neue Zielgruppen für eine berufliche Laufbahn in der Pflege zu gewinnen.
Zusätzlicher Personalbedarf bis 2030 nach beruflicher Qualifikation. Abb.: IAT
Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Christoph Bräutigam(Arbeit & Wandel)
Michaela Evans-Borchers(Arbeit & Wandel)
Josef Hilbert(Gesundheitswirtschaft & Lebensqualität, Gemeinsame Versorgung im Ruhrgebiet)