Lösungen vor Ort:
Fachkongress Lebenswirklichkeit und Gesundheit - Nachlese
Pressemitteilung vom 24.02.2014
Redaktion:
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Zahlreiche Studien zeigen, dass Bildungs- und Sozialschwache schlechtere Chancen haben, gesund aufzuwachsen und gesund alt zu werden, als Bildungsbürger und einkommensstarke Bevölkerungsteile. Oft treten gesundheitliche Benachteiligungen bei Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt auf. „Arme Städte“ mit hoher Arbeitslosigkeit sind besonders betroffen und stehen vor großen Herausforderungen, was die Gesundheit und Lebensqualität ihrer Bewohner betrifft. Vor allem im nördlichen Ruhrgebiet stellen sich die Probleme dramatisch und dynamisch dar. Auf dem Fachkongress „Lebenswirklichkeit und Gesundheit in strukturschwachen Regionen“, organisiert vom Wissenschaftsforum Ruhr und dem Institut Arbeit und Technik (IAT), wurde jetzt nach Lösungen gesucht.
Besondere Herausforderungen stellen sich hier vor allem bei zwei Bevölkerungsgruppen: bei Kindern und bei Älteren. Viele Kinder kämpfen mit gesundheitlichen Handicaps, etwa Übergewicht oder Bewegungsmangel. Und bei vielen Älteren sind chronische Krankheiten und Multimorbidität überdurchschnittlich oft und auch früher anzutreffen als in bildungs- und einkommensstärkeren Regionen.
Es wurden zahlreiche Aktivitäten gestartet, um Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Der Setting-Ansatz bei der Prävention – also die Entwicklung spezieller Strategien für die Welt der Arbeit, für Kinder und Jugendliche und für die Zielgruppe der Älteren – ist hierfür das beste Beispiel. Allerdings waren viele Bemühungen mit großen Enttäuschungen verbunden, sie erreichten häufig nicht die erhofften Wirkungen. Lösungsansätze sahen die Teilnehmer der Veranstaltung u.a. darin, mehr und direkter auf die Menschen in den Stadtteilen zuzugehen und dabei die zahlreich vorhandenen Gesundheitsdaten – etwa bei den statistischen Ämtern, aber auch bei den Kostenträgern, für mehr Zielgenauigkeit zu nutzen. In Gelsenkirchen etwa wurden gute Erfahrungen damit gemacht, frühzeitig auf junge Eltern zuzugehen und dabei gerade auch in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf besonders aufmerksam zu sein.
„Alles beginnt damit, dass sich die Verantwortungsträger der Herausforderung bewusst werden“, forderte IAT-Direktor Prof. Dr. Josef Hilbert. „Dann sehe ich die Wissenschaft gefordert. Bislang kann sie die Probleme gut beschreiben; wenn sie sich auch bei den Lösungen ähnlich engagiert und kompetent zeigt, wäre viel geholfen.“ Ganz wichtig sei dabei das Wissen und die Erfahrung für Aktivitäten vor Ort auszubauen. Oft ist hier von Quartiersmanagement die Rede. „Wir brauchen mehr belastbares Wissen darüber, wer im Quartier zu welchen Konditionen was leisten kann – und wie sich die verschiedenen Akteure untereinander abstimmen.“
Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Elke Dahlbeck(Raumkapital)
Josef Hilbert(Gesundheitswirtschaft & Lebensqualität, Gemeinsame Versorgung im Ruhrgebiet)