Das vergessene Potenzial der Schwächen

oder „problemlösendes Wachstum“ als kreativer Ansatz für das Ruhrgebiet

Pressemitteilung vom 28.03.2012
Redaktion: 83

Regionale und städtische Entwicklungskonzepte setzen in aller Regel auf die Stärken einer Stadt oder einer Region. Schwächen werden dagegen lediglich als Entwicklungshemmnisse betrachtet, die man möglichst beseitigen muss. Das ist, wie in dem in dem neuen Ruhrgebiets-Buch „Viel erreicht – wenig gewonnen“ von Jörg Bogumil, Rolf G. Heinze, Franz Lehner und Klaus Peter Strohmeier dargestellt, falsch. Die Gemeinschaftsproduktion, die im Rahmen der Studiengruppe „Lernende Region Ruhr“ des Instituts Arbeit und Technik (IAT /Westfälische Hochschule) entstand, zeigt auf, dass die Probleme des Ruhrgebietes selbst Teil ihrer Lösung werden könnten, wenn ihre innovative Lösung der regionalen Wirtschaft neue Wachstumsimpulse vermitteln kann.

Ein Beispiel für solch „problemlösendes Wachstum“ im Bereich Landschaftsqualität und Ökologie bietet das Projekt CultNature, welches das IAT zusammen mit RAG Montan Immobilien, NRW Urban und Kipar Landschaftsarchitekten entwickelt hat: Industriebrachen und andere gestörte Flächen sollen in Bio-Parks transformiert und mit Gehölzen und Gräsern bepflanzt werden, die für die Gewinnung von Bio-Energie oder von pflanzlichen Grundstoffen für neue Materialien, Chemikalien oder Pharmazeutika nutzbar sind. Industriepolitisch könnte auf diesem Weg die Entwicklung von Technologien und Dienstleistungen rund um das Thema Biomasse im Ruhrgebiet weiter vorangetrieben werden.

Auf die Bedeutung von „problemlösendem Wachstum“ für das Ruhrgebiet sind Forscherinnen und Forscher am IAT unter Leitung des langjährigen Präsidenten und Direktors des Instituts, Prof. Dr. Franz Lehner, schon in den 1990er Jahren gestoßen, als sie die Umweltindustrie und die Möglichkeiten von ökologischer Industriepolitik untersuchten. Schon in den 1970er und 1980er Jahren erlebte das Ruhrgebiet ein „problemlösendes Wachstum“. Die innovative Lösung der Umweltprobleme hat damals nicht nur dazu geführt, dass der Himmel über der Ruhr wieder blau wurde, sondern auch, dass sich im Ruhrgebiet eine starke, auch international wettbewerbsfähige Umweltindustrie entwickelte. Zwar wurde seither im Ruhrgebiet und in Deutschland manche Chance vertan, diese Entwicklung zügig weiter zu führen. Auch heute ist Umwelt für das Ruhrgebiet nicht nur ein Thema im Hinblick auf Schwächen der Lebensqualität, sondern auch als Ansatzpunkt für eine ökologische Industriepolitik.

Problemlösendes Wachstum ist auch ein erfolgversprechender Weg, um der Abwanderung qualifizierter Fachkräfte entgegen zu wirken. Für viele junge, kreative Menschen ist „mitmachen können“ ein ganz wichtiger Punkt der Lebensqualität. Wenn also das Ruhrgebiet sich konsequent und sichtbar auf den Weg macht, Defizite seiner Lebensqualität zu beseitigen und dabei jungen (und auch älteren) kreativen Menschen Möglichkeiten gibt, mitzumachen, dann wiegt das für viele Menschen die vorhanden Defizite und Schwächen auf. Das gilt nicht nur für Umweltprobleme, sondern für die anderen Schwächen, welche die Autoren von „Viel erreicht – wenig gewonnen“ darstellen.

Publikation zum Thema:

JahrTitel / ZitationDokumententypLinks / Downloads
2012

2012:  

Viel erreicht - wenig gewonnen: ein realistischer Blick auf das Ruhrgebiet

Citation:  

Bogumil, J., Heinze, R. G., Lehner, F. & Strohmeier, K. P. (2012): Viel erreicht - wenig gewonnen: ein realistischer Blick auf das Ruhrgebiet. Essen: Klartext-Verlag.

Document type:  

Book (monograph)

Links / Downloads:  



Für weitere Fragen steht Ihnen zur Verfügung:

Franz Lehner(CultNature)