Wissenschaft als Dienstleistung?

Neuerscheinung aus dem IAT

Pressemitteilung vom 20.05.2009
Redaktion: 83

In der modernen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft ordnet sich das Wissenschaftssystem neu. Mit dem Strukturwandel zur Dienstleistungsökonomie bildet sich neben dem traditionellen System, in dem öffentliche bzw. öffentlich geförderte Forschungs- und Technologieinstitute innovationsrelevantes Wissen produzieren, eine „zweite Wissensinfrastruktur“, in der privatwirtschaftliche, wissensintensive Dienstleistungsunternehmen dominieren. In der soeben erschienenen Publikation „Wissenschaft als Dienstleistung“ geht Dr. Rainer Fretschner vom Institut Arbeit und Technik (IAT / Fachhochschule Gelsenkirchen) der Frage nach, welche Konsequenzen sich aus der Ökonomisierung des Wissenschaftssystems für dessen eigene Funktions- und Leistungsfähigkeit ergeben.

Fretschner unterscheidet Zentrum und Peripherie im Wissenschaftssystem, die jedoch in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander stehen. Die Peripherie übernimmt Innovationsleistungen durch die Bearbeitung neuer Themen, durch die Etablierung neuer Artikulations- und Publikationsformen oder neue Kooperationsformen mit außerwissenschaftlichen Akteuren. Das Zentrum hingegen übernimmt Ordnungsleistungen auch für die Peripherie, indem sie den Geltungsanspruch der Wahrheit verteidigt, die Ausbildung der Nachwuchswissenschaftler übernimmt und verbindliche Qualitätsstandards setzt. Da die staatliche Grundfinanzierung öffentlicher Forschung abnimmt und zunehmend durch Drittmittelforschung für die Privatwirtschaft kompensiert wird, kommt es zu einem Wettlauf um Drittmittel.

In Zukunft wird das sekundäre Wissenschaftssystem weiter an Bedeutung gewinnen, meint Fretschner. „Wissenschaft als Dienstleistung bedeutet eine Zunahme an heteronomen Einflüssen auf die Wissenschaft – aber das muss nicht zwangsläufig das Ende einer freien, selbständigen und kritischen Wissenschaft bedeuten.“

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