Informationstechnologie und neue Arbeitsorganisation: Qualifizierungsprogramme für Frauen / InQual

Ziel und Aufgabenstellung

Die produzierenden Unternehmen der hoch industrialisierten Länder setzen zunehmend kooperative Arbeitsformen ein: Neue Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützen und beschleunigen diesen Wandel. Sie berühren die Erwerbschancen von Frauen im verarbeitenden Gewerbe in unterschiedlicher Weise: einerseits entfallen in der Produktion einfache, standardisierte Tätigkeiten, in denen Frauen in überdurchschnittlichem Maße beschäftigt sind. Andererseits entstehen an der Schnittstelle von Produktion und Service neue Arbeitsfelder, in denen Frauen sich Beschäftigungschancen sichern können. Eine Entwicklung ist notwendig von der “passiven Anwendung” zur “aktiven Gestaltung” neuer Technologien und neuer Arbeitsformen.

Dies setzt voraus, dass Frauen über technische Kompetenzen verfügen sowohl im Sinne eines Zugangs zur Technik als auch im Sinne katalogisierbarer Qualifikationen. Trotz staatlicher Programme zur Integration von Frauen in technische Berufe ist ihr Zugang zu technischer Bildung – askriptiv und auf Grund der außerberuflich vorherrschenden Arbeitsteilung – immer noch stark beschränkt. Technikorientierte und arbeitsplatznahe Qualifizierungskonzepte, die auch Familienfrauen zugänglich sind und die der Lebenserfahrung und Denkweise von Frauen entsprechen, haben Seltenheitswert.

In diesem Zusammenhang stand das vom IAT koordinierte LEONARDO-Projekt “Women's Qualification for new Technologies and new forms of Work organization” (WOQUATEWO). Auf der Basis von Bedarfsanalysen auf Ebene ausgewählter Branchen und Unternehmen sollten es ein bis zwei flexible, für Frauen attraktive und zugängliche Qualifizierungsmodule entwickeln und in Zusammenarbeit mit Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes getestet haben. Ausgangshypothese ist, dass multimediale Techniken einige der inhaltlichen und organisatorischen Ansprüche an diese Qualifizierung einlösen können. Insoweit dient das Projekt auch der Gewinnung von generellen Aussagen über die Anwendungsbereiche und -potenziale multimedialer Lerntechniken in innerbetrieblicher Weiterbildung. Die Projektergebnisse wurden Betrieben und Tarifpartnern in Form eines Leitfadens für die Praxis zugänglich gemacht.

Vorgehen

Die Projektpartner aus Italien, Dänemark, England und Deutschland arbeiteten anhand eines gemeinsamen Forschungsdesigns. Der erste Schritt bestand in einer vergleichenden Analyse der Beschäftigungsperspektiven von Frauen im verarbeitenden Gewerbe in Bezug auf die Forschungsfragestellung. Die Ergebnisse dienten u.a. zur Auswahl der Branchen, in denen im zweiten Halbjahr 1997 Qualifikationsbedarfe an Frauenarbeitsplätzen identifiziert wurden. Darauf aufbauend wurde ein Computerlernprogramm “Arbeitsvorbereitung für Frauen” entwickelt. Unter Berücksichtigung schweizerischer, dänischer und britischer Beispiele entstand ein ergänzender Qualifizierungsleitfaden für die Unternehmenspraxis.

Als Untersuchungsmethoden wurden – mit unterschiedlichen nationalen Schwerpunkten – halbstandardisierte und offene Interviews, Expertengespräche und teilnehmende Beobachtung eingesetzt. Die Validierung der Ergebnisse innerhalb der Forschungsgruppe erfolgte durch Rückkopplung und Diskussionen auf gemeinsamen Workshops der Partner. Daneben beteiligten sich die Projektpartner an themenzentrierten Netzwerken. Die Koordinierung des Projekts lag beim Institut Arbeit und Technik. Die Projektergebnisse wurden im Oktober 1998 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Konferenz vorgestellt.

Ergebnisse

Das Projekt konnte zeigen, dass ein offener – multimedial gestützter – Zugang zu Informationen über die Eigenheiten, die Aufgaben, die Personen und die Produktionsweisen eines Unternehmens bei den Arbeitnehmerinnen Vertrauen und die Bereitschaft zur Beteiligung an neuen Arbeitsformen fördert. Dazu muss jedoch eine integrationsfreundliche Kommunikationskultur im Unternehmen treten, d.h. die Bereitschaft der Vorgesetzten zuzuhören und ihre Fähigkeit, die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen zu erkennen. Berufliche Lernmedien, die Frauen in ihrer Arbeitswelt abbilden, schaffen bei den Mitarbeiterinnen eine höherer Identifikation mit den Lerninhalten.