Frauenweiterbildung für den Unternehmenswandel: ein computergestütztes Lernmodul
Frauenweiterbildung für den Unternehmenswandel: ein computergestütztes Lernmodul. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik, Nr. 2000-05
Baehre, Kerstin / Beer, Doris / Hamburg, Ileana / Junge, Ute
Zusammenfassung:
Wettbewerb, der gleichzeitig bei Preisen, Produktqualität und Kundenservice ausgetragen wird, sowie Informations- und Kommunikationstechnologien führen in der Fertigung des verarbeitenden Gewerbes zu kooperativen Arbeitsorganisationen und zum Abbau von Industriearbeitsplätzen.
Fallstudien zu Beginn der 90er Jahre legten nahe, dass Industriearbeiterinnen aufgrund ihrer geringen Qualifikation und geringer Qualifizierungsmöglichkeiten von kooperativen Arbeitsformen tendenziell ausgeschlossen sind, daher am Wandel in der Industrie nicht teilnehmen können und einem erhöhten Beschäftigungsrisiko unterliegen.
Das Projekt untersuchte mit einer Unternehmensbefragung, ob arbeitsplatznahe, computergestützte Weiterbildungsformen den Frauen die Integration in kooperative Arbeitsformen erleichtern und ihre Beschäftigungschancen verbessern können. Darauf aufbauend wurde der Prototyp einer Lernsoftware entwickelt.
Es zeigte sich, dass zwischen der Einführung kooperativer Arbeitsformen und dem Abbau von Produktionsarbeitsplätzen kein kausaler Zusammenhang besteht. Frauen sind in kooperative Arbeitsformen in gleichem Maße einbezogen wie Männer, aber sie unterliegen aufgrund der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Fertigung einem höheren Beschäftigungsrisiko durch produktionstechnische Substitutionen. Auf den verbleibenden Arbeitsplätzen werden zunehmend Fähigkeiten im Umgang mit computergesteuerter Produktionstechnik sowie Übersicht über die Produktions- und Arbeitsabläufe im Gesamtbetrieb verlangt.
Die meisten Betriebe können jedoch nur Multiplikatoren zu Schulungen entsenden, die ihre Kenntnisse insbesondere an die Produktionsarbeiterinnen unzureichend weitergeben. Computerlernprogramme verbessern dieses Multiplikatorensystem, indem sie standardisiertes berufsfachliches Wissen anbieten, das entweder individuell gelernt wird oder die Multiplikatoren unterstützt. Die Testergebnisse des Prototyps legen nahe, dass Lernsoftware sich nicht immer explizit an Frauen richten muss, weil dies bei Multiplikatoren und beim betrieblichen Management auf Widerstand stoßen kann. Dennoch sollte sie in ihrer Gestaltung systematisch an weiblichen Lebenszusammenhängen anknüpfen.