Der Zukunftscampus Ansatz
Ein Zukunftscampus der beruflichen Bildung ist ein räumlich integrierter Standort von Lernorten der beruflichen Bildung und weiterer Einrichtungen, der den Austausch und die Kooperation zwischen beruflicher und akademischer Bildung fördert. Neben Bildungseinrichtungen können vor allem Unternehmen sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen integraler Bestandteil eines Zukunftscampus sein. Durch den gemeinsamen Campus sollen der Austausch und der Wissenstransfer zwischen den Einrichtungen gefördert und ihre Zusammenarbeit langfristig intensiviert werden (vgl. CHE 2021; Scheuplein et al. 2022).
Ein Zukunftscampus wird als ein Instrument angesehen, um den Fachkräftemangel anzugehen und die Attraktivität der beruflichen Bildung zu steigern. Es gilt, zukunftsgerichtete Qualifikationen zu vermitteln und Ausbildung sowie Lehre im Sinne der ökologischen und digitalen Transformationen weiterzuentwickeln. Übergänge zwischen den Bildungseinrichtungen sollen erleichtert, Lerninhalte, etwa der dualen Ausbildung, besser aufeinander abgestimmt und wissensorientierte Unternehmen und Organisationen in die Bildungsprozesse einbezogen werden.
Am Zukunftscampus sollen Synergien durch die räumliche Nähe geschaffen werden, indem Infrastrukturen gemeinsam genutzt werden. So können Werkstätten beispielsweise von überbetrieblichen Bildungsstätten, Hochschulen und Berufskollegs zusammen genutzt werden. Ferner soll die Campussituation dabei helfen, Bildungsangebote gemeinsam zu entwickeln, bestehende Angebote gegenseitig zu öffnen und so zur Auslastung der Lehrangebote beizutragen. Gerade in Regionen, die nicht über große Hochschulen, Forschungseinrichtungen und forschungs- und entwicklungsstarke Unternehmen verfügen, kann ein Zukunftscampus wichtige Impulse für die innovationsbasierte Regionalentwicklung liefern.
Der Innovation Campus Lemgo, wo Berufskollegs, Hochschule, Fraunhofer-Institut, Unternehmen und Kreishandwerkerschaft nicht nur auf einem Campus ansässig sind, sondern auch eng kooperieren, gilt als Prototyp eines Zukunftscampus. In Nordrhein-Westfalen unterstützt das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales das Zukunftscampus-Konzept und versteht den Zukunftscampus als Baustein einer zukunftsweisenden, beruflichen Bildung in Handwerk und Industrie (https://www.mags.nrw/zukunftscampus).

In der Region Emscher-Lippe haben unter dem Vorsitz des DGB-Emscher-Lippe Berufskollegs, Kreishandwerkerschaften, Kammern, die Hochschule Ruhr-West, die Westfälische Hochschule, die Kommunen Bottrop, Gelsenkirchen und der Kreis Recklinghausen sowie ansässige Unternehmen und weitere Partner ein gemeinsames Zukunftscampus-Konzept mit vier Standorten für die Emscher-Lippe Region erarbeitet: “Energiewende erlebbar machen” in Bottrop, “Energiewende smart” in Dattel, das “H2VocationalLab” in Gelsenkirchen und der Green Campus Vest in Recklinghausen.
Das IAT hat, zusammen mit der WiN Emscher-Lippe, diesen Zielfindungsprozess moderiert und mit der Ist-Stand-Analyse (Scheuplein et al. 2022) und Machbarkeitsstudie (Scheuplein et al. 2023) die konzeptionellen Grundlagen verfasst. Die Studien wurden mittels Workshops, Innovationstreffen, Interviews und einer Exkursion sowie die Auswertung relevanter Statistiken erarbeitet. In einer erweiterten Studie wurden weitere Chancen und Herausforderungen der Region vorgelegt und die fortwährende Relevanz des Zukunftscampus-Projekt für die regionale und ökologische Transformation betont.
Das Projekt wurde vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen und aus Mitteln des Programms EU-REACT der Europäischen Union gefördert. Das Projekt wurde von der WiN Emscher-Lippe-GmbH im Kooperation mit dem Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen durchgeführt.
Weitere Informationen zum Zukunftscampus Emscher-Lippe: https://www.emscher-lippe.de/fachkraeftesicherung/
Veröffentlichungen mit Beteiligung des IAT
- Flögel, Stratmann (2025): Bedarfe und Chancen der beruflichen Bildung für die Energiewende in der Emscher-Lippe-Region. Forschung Aktuell
- Flögel, Stratmann (2024): „Zukunftscampus Emscher-Lippe: Berufliche Bildung für Energiewende“
- Scheuplein, Brettschneider, Flögel (2023): „Machbarkeitsstudie: Potenziale für einen Zukunftscampus in der Region Emscher-Lippe
- Scheuplein, Flögel, Rößler (2022): „Ist-Stand-Analyse: Potenziale für einen Zukunftscampus in der Region Emscher-Lippe“
- Beitrag im Forschungsbericht 2024 der Westfälischen Hochschule mit dem Titel „Zukunftscampus Emscher-Lippe. Berufliche Bildung für Energiewende“ (S. 20-21)
- Beitrag im Blog „transforming economies“ der Bertelsmann Stiftung
Projekte
- Zukunftscampus Emscher Lippe / Zukunftscampus Laufzeit: 15.12.2021 - 31.03.2023
- Durchführung von Innovationstreffen und Workshops, sowie einer Studie mit dem Ziel, die langfristige positive Auswirkung der regionalen Zusammenarbeit zur Attraktivierung der dualen Ausbildung auf die Emscher-Lippe Region zu bewerten und zu verstärken / Innovationstreffen Laufzeit: 07.09.2023 - 30.06.2024
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- H2PopUplab