Engagiert und distanziert
Anwendungsorientierte Sozialwissenschaften zwischen normativer Orientierung, Akteursbeteiligung und wissenschaftlichem Ethos
Dieter Rehfeld, Ortrud Leßmann, Paul Soemer (eds.)
Beschreibung:
Anwendungsorientierte Forschung in den Sozialwissenschaften ist beides, engagiert und distanziert. Sie ist sowohl dem gesellschaftlichen Nutzen wie auch dem wissenschaftlichen Ethos verpflichtet. Die Beiträge dieses Bandes stammen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sowohl in der anwendungsorientierten Forschung wie auch in der Grundlagenforschung tätig sind, für die die Balance zwischen Engagement und Distanz eine ständige Herausforderung darstellt. Für den damit verbundenen Anspruch, der Gesellschaft als Ganzer und gesellschaftlichen Teilsystemen Erkenntnisse und auch Handlungsempfehlungen zu liefern, die der Wahrheit verpflichtet sind, haben sich ein eigenes Organisationsverständnis und spezifische methodische Ansätze herausgebildet.
Einleitend werden die Wurzeln der aktuellen Diskussion um anwendungsorientierte Forschung in den Sozialwissenschaften dargestellt. Daran anschließend geht es um die Frage, was in gesellschaftspolitischen Konzepten verankerte normative Ziele für die angewandte Forschung bedeuten und wie aus der Wissenschaft stammende Auseinandersetzungen mit diesen Konzepten Eingang in die politische Praxis finden. Im Weiteren wird die prozedurale Seite der Begründung von normativen Grundlagen in anwendungsorientierter Forschung aufgegriffen. Gefragt wird, inwieweit aus dem Diskurs unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen und außerwissenschaftlicher Akteure aus verschiedenen Handlungsfeldern Standards gesetzt werden, die gesellschaftlich handlungsrelevant sind und politisch umgesetzt werden.
Schließlich geht es um das wissenschaftliche Ethos. Die Grundüberlegung ist, dass Wissenschaft - will sie nicht beliebig werden - eine spezifische Qualität von Wissen produzieren und in die Grundlagenforschung rückbinden muss. Zugleich sollte sie sich nicht der gesellschaftlichen Verantwortung entziehen, sondern sollte diese offensiv wahrnehmen.
ISBN 978-3-7316-1479-1
Erschienen am 04.08.2021 beim Metropolis Verlag
338 Seiten
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Inhalt
Ortrud Leßmann, Dieter Rehfeld und Paul Soemer
Vorwort
Teil 1 - Grundlagen und Fragestellungen
Dieter Rehfeld
Engagiert und distanziert: Einführung
Teil 2 - Normative Implikationen gesellschaftswissenschaftlicher Grundkonzepte
Werner Schönig
Der Lebenslagenansatz. Sozialökonomische Implikationen eines gesellschaftlichen Grundkonzeptes
Ortrud Leßmann
Gleichwertige Verwirklichungschancen? - Zu den normativen Implikationen des Capability-Ansatzes
Stefan Siedentop
Gleichwertige Lebensverhältnisse: Wissenschaft und Politik im Ringen um räumliche Gerechtigkeit
Elmar te Wildt
Good Governance in internationalen Organisationen
Ortrud Leßmann und Dieter Rehfeld
Kommentar: Über die Aktualität von Gesellschaftspolitik
Teil 3 - Neue Akteure und Methoden in der Wissensproduktion und die Produktion von Normen
Manfred Wannöffel
Distanz und Engagement in der Arbeitsforschung
Judith Terstriep, Georg Mildenberger und Alexandra David
Aktionsforschung im Spannungsfeld von Engagement und Distanz
Kerstin Meyer
Reallabore: Aktivierung gesellschaftlicher Potenziale - und dann?
Peter Troxler
Die Faszination des Digitalen. Vom verzwickten Problem zu cyber-sozialem Design
Dieter Rehfeld und Paul Soemer
Kommentar: Starke Wurzeln anwendungsorientierter Forschung
Teil 4 - Engagement und wissenschaftliches Ethos
Dieter Rehfeld
Was bleibt von Merton? Anwendungsorientierte Forschung und das Ethos der Wissenschaft
Philipp Schepelmann und Gottfried Vosgerau
Wissenschaft ohne Ethos: Wissensproduktion als gesellschaftliches Interesse
Josef Hilbert
Jenseits von Distanz und Engagement. Gesundheitswissenschaftliche Gestaltungsforschung auf dem Weg in die Übernahme von Umsetzungsverantwortung
Teil 5 - Fazit
Dieter Rehfeld
Abschließende Bemerkungen