Vom Kampf des Sisyphos gegen die Armut der Kinder im Ruhrgebiet –
Tagung am IAT suchte nach Ursachen und Lösungsmöglichkeiten
Pressemitteilung vom 07.02.2020
Redaktion:
Claudia Braczko
Armut lässt sich als statistische Größe messen – ein Viertel der Bevölkerung im Ruhrgebiet gilt als arm, bei den Kindern liegt die Quote z.T. über 40 Prozent. Für die Betroffenen bedeutet arm zu sein viel mehr als nur Zahlen: Herausforderung, Kampf und manchmal Verzweiflung. Und die finanzschwachen Kommunen kämpfen wie Sisyphos – bauen neue Kitas, fördern Sozial- und Bildungsprojekte, um dann festzustellen, dass alles nicht reicht. Mit der „Kinderarmut im Ruhrgebiet – Ursachen und Lösungsmöglichkeiten“ befasste sich eine Fachtagung am Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule).
„Die Zukunft wird in der Region früh verspielt“, so die von den rund 90 Anwesenden viel diskutierte – und leider bestätigte – These. Dabei ist die Sachlage längst kein Spiel mehr. In den letzten Jahren hat es dramatische Veränderungen gegeben durch den „Import von Armut aus der EU“, vor allem aus Südost-Europa. Wer von dort kommt, zieht nicht nach Düsseldorf oder Münster, sondern nach Gelsenkirchen, Essen oder in andere Revierstädte. Die Ruhrgebiets-Kommunen, die sich beim Ausbau von Kindertages- und U3-Betreuung vor fünf Jahren noch auf der Zielgeraden wähnten, kommen nicht nach mit dem Bau von Kitas – und nachfolgend auch Schulen.
Die Auswirkungen und Begleiterscheinungen von Armut sind bekannt: viele Kinder haben Übergewicht, sind sprachauffällig, können von den oft bildungsfernen Eltern kaum gefördert werden, haben eine schlechte Körperkoordination. Was hilft, ist ebenso bekannt: früher Spracherwerb, frühe Kita, Sportverein, direkter Kontakt und persönliche Ansprache, damit soziale Teilhabe und dann auch die Schul- und Berufslaufbahn gelingen. Eine Vielzahl von Projekten ist in den Kommunen aufgelegt worden – nicht nur kleinteilig und befristet, sondern auch langfristig und nachhaltig. Einzelerfolge zeichnen sich ab, an den Strukturen ändert das bisher wenig. „Allein im Ruhrgebiet ist das Problem nicht zu lösen – da sind Land und Bund gefordert“, so ein Fazit der Tagung.
Die Präsentationen der Vorträge der beteiligten Referent*innen finden Sie unter
Kinderarmut im Ruhrgebiet - Ursachen und Lösungsmöglichkeiten
Parallelwelten - Fotoarbeiten zur Kinderarmut
Fotografieausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen
https://www.wipage.de/detail/termin/parallelwelten-fotoarbeiten-zur-kinderarmut
Donnerstag, 06. Februar, bis Samstag, 09. Mai 2020