Fachkräfte gewinnen und halten - Mentoring als Instrument für Personalentwicklung und -gewinnung
Tagung des Kompetenzzentrums Frau&Beruf Emscher-Lippe am IAT
Pressemitteilung vom 16.04.2015
Redaktion:
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Mentoring als ein Erfolgsmodell für Personalgewinnung und -entwicklung stand jetzt im Mittelpunkt einer Tagung am Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule). Das Kompetenzzentrum Frau&Beruf hatte hierzu im Rahmen der Em-scher-Lippe-Tage 2015 eingeladen. 60 Personalverantwortliche aus Unternehmen der Region wie auch Fachleute aus Wissenschaft und Praxis nutzten die Gele-genheit zum Austausch.
Prof. Dr. Michael Brodmann, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung an der Westfälischen Hochschule, begrüßte die Gäste und musste einräumen, dass unter den 9 000 Studierenden der Hochschule „die Damen eher unterrepräsentiert sind, vor allem in den technischen Studiengängen.“ Gerade diese jungen Frauen gelte es zu unterstützen, „das sind Potentiale, die wir heben müssen“. Es gehe nicht an, dass eine Ingenieurinnen-Karriere als „Entscheidung gegen die Familie“ gelte. Auch die Firmen der Region seien gefordert, an ihrer Familienfreundlichkeit zu arbeiten.
Wie man Mentoring als Instrument der Personalentwicklung nutzen kann, um mehr Frauen in Führungspositionen und technisch-naturwissenschaftliche Berufe zu bringen und gleichzeitig bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (auch für Männer) zu erreichen, stellte die Personalexpertin Kathrin Mahler Walther von der EAF Berlin vor. Beim Mentoring treffen eine im Beruf erfahrene Führungspersönlichkeit (Mentor/in) und eine Nachwuchskraft (Mentee) zusammen. Das „Tandem“ berät sich über Lebensweg und Karriere: Was fange ich mit meinem Studium an? Wie meistere ich als Einsteigerin meinen Berufsalltag? Als Young professional: Was will ich in Zukunft erreichen? Von dem Austausch profitierten alle, Mentee, Mentor/in und nicht zuletzt das Unternehmen. Die Firma profiliert sich als attraktiver Arbeitgeber, kann Personal gewinnen und halten und sichert sich die Weitergabe von Erfahrungswissen.
Beispiele aus der Praxis regionaler Mentoring-Programme, moderiert von Michaela Evans vom IAT und Petra Kersting vom Kompetenzzentrum Frau&Beruf, ergänzten die Darstellung verschiedener Konzepte. So werden Mentoring-Programme auch in Kooperation mit Hochschulen durchgeführt, um Fachkräfte zu gewinnen. Dabei geht es nicht nur darum, „sich gleich am Anfang die besten zu sichern“. Vielmehr wurde die Notwendigkeit deutlich, Studierenden frühzeitig über Praxiskontakte eine Vorstellung von ihren späteren Berufsfeldern zu vermitteln. Mentoring dient zudem nicht nur der Persönlichkeitsentwicklung, sondern macht Studierende auch zu Innovationsbotschaftern in der Praxis. Vorgestellt wurden Projekte der Hochschule für Gesundheit (Bochum), die „Chance MINT.NRW“ der Universität Duisburg-Essen und das HRW Navi der Hochschule Ruhr-West. Dabei zeigte sich, dass die sehr gegensätzlichen Bereiche der Sozial-Berufe und der MINT-Berufe durchaus „Brückenschläge“ versuchen könnten – da z.B. Kenntnisse aus Informatik oder Elektrotechnik inzwischen auch im Sozialbereich benötigt werden.
Cross Mentoring mit Beratungstandems über Firmengrenzen hinweg bietet weitere Möglichkeiten zur Personalentwicklung. Wie die Praxisbeispiele zeigten, ist das Instrument nicht lediglich eine Notlösung für Firmen, die zu klein sind und wenig geeignetes Personal für Mentorships haben, sondern kann den Blick erweitern: Sowohl Mentee wie Mentor lernen von Erfahrungen aus anderen Unternehmenskulturen. Das Cross Mentoring der IHK Arnsberg ist auch offen für Unternehmen aus dem Ruhrgebiet.
Die Veranstaltung des Kompetenzzentrums Frau&Beruf bot abschließend nicht nur eine Fülle von Informationen: Beim Austausch wurde durchaus die Chance genutzt, unter den Anwesenden gleich geeignete Mentor/innen für eigene Projekte in der Region ins Boot zu holen.