Branchendialog in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft in digitalisierten Arbeitswelten / DIALOGSPlus

Ziel und Aufgabenstellung

Der Fachkräftemangel in der Altenpflege ist bekannt. Künftig wird es vor allem darum gehen, neue betriebliche Strategien zur Aufwertung, Entlastung und Reorganisation der Pflegearbeit umzusetzen. Digitale Technologien haben das Potenzial, Arbeit in der Altenpflege zu unterstützen, die Autonomie der Beschäftigten zu erhöhen, die Patienten-/Bewohnerorientierung zu stärken und Arbeitsbelastungen zu reduzieren. Allerdings sind die Potenziale digitaler Technik häufig abstrakt und insbesondere für Beschäftigte und betriebliche Interessenvertretungen auch in ihren Folgen nur schwer greifbar. Die Einführung digitaler Technik in sozialen Dienstleistungsunternehmen ist zudem mit Unsicherheit, Skepsis, moralischen Dilemmata, widerspenstigen Praktiken und fehlenden Unterstützungsstrukturen verbunden. Insbesondere auf betrieblicher Ebene fehlen partizipative und betriebspartnerschaftlich-organisierte Umsetzungskonzepte und -strategien. Der Ansatz des Projektes ist es, unternehmerische Anforderungen, Beschäftigten- und Nutzerinteressen im Kontext digitaler Techniknutzung zu explizieren und auszuloten, in welchen betrieblichen Handlungsfeldern die betrieblichen Schlüsselakteure gemeinsame Potenziale durch die Verknüpfung sozialer und technischer Innovationen in der Arbeitswelt identifizieren. Damit die Chancen digitaler Technologien für effizientere und effektivere Ablauf- und Versorgungsprozesse sowie für attraktivere Arbeitsplätze in der Altenpflege auf betrieblicher Ebene realisiert werden können, unterstützt das Projekt die betrieblichen und überbetrieblichen Schlüsselakteure darin, das notwendige Wissen aufzubauen und die betrieblichen Gestaltungskapazitäten zu erweitern.

Vorgehen

Das Vorhaben verfolgt einen Empowerment-Zugang und orientiert sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu partizipativ-organisationalen Lernprozessen im digitalen Wandel. Dieser ist im Vorfeld der Umsetzung digitaler Lösungen angesiedelt. Das Projekt richtet sich an Arbeit-/Dienstgeber, Fach- und Führungskräfte und betriebliche Interessenvertretungen in der Altenpflege mit dem Ziel, gemeinsame Ziele, Anforderungen und Strategien für neue digitale Lösungen im Unternehmen zu entwickeln bzw. zu erarbeiten. Methodisch basiert das Vorhaben auf dem Konzept der „Lernreise“. Diese beinhaltet sowohl Inhouse-Formate als auch überbetriebliche Lernangebote. Das Projekt basiert auf folgenden Umsetzungsschritten:

 

  1. Bestandsaufnahme zum Einsatz digitaler Technik im Betrieb,
  2. Erfassung der Perspektiven, Ziele und Erwartungen betrieblicher Schlüsselakteure im Kontext
    digitaler Techniknutzung,
  3. Identifizierung betrieblicher Potenzialfelder für neue digitale Lösungen,
  4. Durchführung einer bundesweiten standardisierten Befragung betrieblicher Interessenvertretungen (Betriebsräte, Personalräte, Mitarbeitervertretungen) in der Altenpflege zur Wissensaneignung und Mitwirkung in betrieblichen Digitalisierungsstrategien,
  5. Durchführung von Lernreisen – Unterstützung der betrieblichen Akteure in der strukturierten Aufbereitung von Lernerfahrungen im Austausch mit Pilotunternehmen
  6. Ableitung betriebsspezifischer Umsetzungskonzepte und -strukturen und branchenspezifischer Unterstützungsbedarfe.

 

Darüber hinaus wird ein überbetrieblicher Branchendialog etabliert , in dem branchenspezifische Handlungsempfehlungen für betriebliche Digitalisierungsstrategien in der Altenpflege mit Blick auf das Zusammenspiel sozialer und technologischer Innovation in der Fachkräftesicherung abgeleitet werden. Erfahrungen der Lernreisen werden reflektiert und zu orientierenden Branchenstandards und Umsetzungserfordernissen verdichtet. Es werden Handlungsfelder, Handlungsoptionen und Leitkriterien für den digitalen Wandel der Altenpflege erarbeitet.

 

Das Projekt wird gemeinsam vom IAT, dem BiG – Bildungsinstitut im Gesundheitswesen (Essen) und dem Bildungswerk ver.di Niedersachsen e.V., Region Osnabrück durchgeführt. Das IAT ist der wissenschaftliche Partner in diesem Projektverbund, dessen Aufgaben in der Durchführung aufschließender Interviews sowie in der Konzeption, Durchführung, Auswertung und Präsentation der betrieblichen Status-quo-Analysen liegen. Das IAT führt die Befragung betrieblicher Interessenvertretungen durch und wirkt mit seiner fachlichen Expertise an der Konzeption der Formate „Think Tank| #Altenpflege 4.0“ (überbetrieblicher Branchendialog) und der „Lernreise | #Altenpflege 4.0“ (betrieblicher Branchendialog) mit. Das IAT unterstützt die Projektpartner in der Identifizierung und Einbindung von Expertenwissen für den Branchendialog sowie in der Aufbereitung der im Projekt erzielten Ergebnisse und im Transfer. Die Dokumentation, sowie Publikation zentraler Projektergebnisse in Fachmedien wird durch das IAT koordiniert.

 

DIALOG|Splus wird über das ESF-Programm „Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern“ gefördert.