Strategische Entwicklung von Wirtschaftsförderung / StraWi
Projektbeschreibung
Im Fokus stehen lokale und regionale Wirtschaftsförderungen in ihrer Rolle als Unterstützer der Wirtschaft sowie als strukturpolitische Akteure zur regionalwirtschaftlichen Entwicklung. Lokale und regionale Wirtschaftsförderungen sind dabei keineswegs gleichzusetzen. Während kommunale Wirtschaftsförderungen in Deutschland eine lange Tradition haben, sind regionale Wirtschaftsförderungen ein Phänomen jüngeren Datums. Globalisierung und Demografischer Wandel, Anliegen des Klimaschutzes und der Ressourceneffizienz fordern die Akteure der Wirtschaft und auch die wirtschaftsfördernde Strukturpolitik jedoch gleichermaßen heraus.
Einige Herausforderungen seien hier beispielhaft aufgeführt:
- Veränderungen auf den Märkten: Ein breiteres Innovationsverständnis, verstärkte Produktion in Wertschöpfungsnetzen, zunehmend IT getriebene Fertigungsprozesse, Ressourceneffizienzbestrebungen sowie eine hohe Orientierung am Nutzen für den Kunden erhöhen die Anforderungen an Unternehmen, insbesondere an KMU. Instrumente der Wirtschaftsförderung müssen diese Trends aufnehmen.
- Erhöhte Anforderungen aus der EU-Strukturpolitik: In der Umsetzung der Europäischen Strukturpolitik gewinnen Anliegen wie Klimaschutz und Bildung, aber auch die Vermeidung von sozialen Verwerfungen an Bedeutung. Diese sollen von der lokalen und/oder regionalen Ebene in integrierten Entwicklungsstrategien aufbereitet und verantwortlich umgesetzt werden.
- Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte: Der Konkurrenzwettbewerb um „gute Köpfe“ hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Von den wirtschaftsfördernden Akteuren wird erwartet, dass sie Maßnahmen zur Sicherung und Bindung von Fachkräften ergreifen – sei es durch die Ausschöpfung des hiesigen Erwerbspersonenpotenzials, sei es durch die gezielte Anwerbung geeigneter Arbeitskräfte.
- Anliegen des Klimaschutzes: Die Berücksichtigung von Klimaschutzanliegen spielen in jeder Form öffentlicher wie privater Investitionen heutzutage eine herausgehobene Rolle. Maßnahmen zur CO2-Minderung und zur Ressourceneffizienz wirken regulierend, eröffnen aber zugleich auch wirtschaftliche Chancen auf neue Produkte und Dienstleistungen.
- Steigende Ansprüche an Lebensqualität: Der demografische Wandel hat nicht nur einen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte ausgelöst, sondern auch um Einwohner generell. Wohnattraktivität, Mobilität, Familienfreundlichkeit, aber auch Urbanität und Verfügbarkeit von Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten sind heute zum wichtigen Maßstab für Wohnortentscheidungen geworden.
- Sicherstellung von Basisfunktionen: Eine leistungsfähige Infrastruktur war schon immer ein wesentlicher Faktor für Standortqualität. Angesichts von dramatisch sinkenden öffentlichen Haushaltsmitteln und sich ausdifferenzierenden Bedarfen und Lebenslagen gewinnen Mobilität, und Zugang zum schnellen, digitalem Netz ebenso an Bedeutung wie die Sicherung der nahräumlichen Versorgung.
Bestandspflege, Unternehmensansiedlungen, Gründungsförderung und Gewerbeflächenentwicklung und -vermarktung sind nach wie vor wichtige Aufgabenschwerpunkte von Wirtschaftsförderung. Gleichwohl zeigt sich ein Anforderungsprofil, das thematisch deutlich umfassender ist und andere Politikfelder wie Stadtentwicklung, Umwelt, Bildung und Soziales mit in den Blick nehmen muss.
Wirtschaftsförderung ist zukünftig sehr viel stärker integriert zu denken. Ein abgestimmtes, strategisches Profil, eine klare Prioritätensetzung sowie eine gute vertikale (insbesondere Stadt zu Region) und horizontale Arbeitsteilung (Wirtschaftsförderung im städtischen Kontext) und damit auch eine hohe Professionalisierung von Wirtschaftsförderung können bei der Bewältigung neuer Anforderungen helfen.
Aus dieser Beschreibung lassen sich drei zentrale Fragen ableiten:
- In wissenschaftlicher Hinsicht ist zu fragen, wo liegen angesichts der skizzierten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Wandlungsprozesse Gestaltungsspielräume von Wirtschaftsförderung als strukturpolitischem Akteur? Welche Rolle kommt dabei der regionale Ebene zu und wie kann diese verstärkt für die Umsetzung von strukturpolitischen Anliegen nutzbar gemacht werden?
- Mit Blick auf die wirtschaftsfördernde Praxis sind Strategien zu entwickeln, wie eine hilfreiche Arbeitsteilung zwischen lokaler und regionaler Ebenen entwickelt und umgesetzt werden kann und wie Aufgaben, Instrumente und Prozesse angepasst werden müssen, um die beschriebenen Anforderungen im jeweiligen Kontext bewältigen zu können.
- Eine regionale Perspektive einnehmend ist zu fragen, welchen Beitrag die Wirtschaftsförderung in Hinblick auf die zentralen wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Stellschrauben für eine erfolgreiche Regionalentwicklung leisten kann?
Vorgehen
Zunächst werden mit ausgewählten Einrichtungen der lokalen und regionalen Wirtschaftsförderung in Deutschland Expertengespräche geführt. Dabei werden kleinere Wirtschaftsförderungen in kreis-gebundenen Städten ebenso aufgesucht wie Wirtschaftsförderungen von Mittel- und Großstädten. Daneben werden regionale Einheiten mit wirtschaftsfördernden Aufgaben einbezogen. Auf der Grundlage der Gespräche werden erste Thesen erarbeitet und mit ausgewählten strukturpolitischen Vertretern (Wirtschaftsförderungen, Verbänden, Landes-, Bundesregierungen und EU) im Rahmen von fokussierten Gruppengesprächen diskutiert, um die aus verschiedenen Perspektiven gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen und zu schärfen.
Das Vorgehen in diesem Projekt ist explizit praxisorientiert. Im Fokus stehen die Erfahrungen und Einschätzungen der handelnden Akteure. Diese werden im Projekt zusammengetragen und strukturiert aufbereitet. Dabei besteht kein Anspruch auf vollständige Erfassung und Einordnung. Vielmehr geht es darum, Ausgangslagen zu analysieren und Problemstellungen zu systematisieren, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen und Handlungsempfehlungen abzuleiten.