Realistische Erwartungen an Clustermanagement-Expertise bei der HBS / Cluster

Clusterpolitik in Deutschland hat ihre Wurzeln in einer kooperativen, ausgleichsorientierten Strukturpolitik. In den vergangenen Jahren hat sich das Management von Clustern allerdings wesentlich weiterentwickelt und aus dem ursprünglichen Kontext ausdifferenziert. Insbesondere steht Cluster heute für einen Strategiewandel in der Strukturpolitik, der deutlich stärker als früher auf Wachstumsimpulse (Stärken stärken) als auf Ausgleichsziele setzt. Damit ist die Erwartung an Clusterpolitik und -management erheblich gestiegen. Allerdings sind die Erfahrungen mit Clustermanagement und Clusterpolitik noch sehr begrenzt, so dass keineswegs empirisch gesichert ist, dass die Erwartungen auch erfüllt werden können. Dies ist auch deshalb schwierig, weil die mit der Clusterpolitik verbundene Konzentration strukturpolitischer Mittel Verteilungsentscheidungen erfordert, obwohl eine hohe Unsicherheit über die damit verbundenen Ergebnisse besteht.

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage, was von Clustermanagement realistisch an regionalen und gesamtwirtschaftlichen Effekten erwartet werden kann. Hierbei interessierte besonders die Frage nach regionalen und überregionalen spill-over-Effekten, da diese die wesentliche Legitimation für eine verstärkte Ausrichtung an Wachstumszellen bilden. Da diese Frage von Cluster zu Cluster sehr unterschiedlich ausgeprägt ist, stellte sich die Frage nach Indikatoren zur Messung der Ergebnisse, wobei für die Auswertung der Indikatoren eine strategische Ausrichtung des Clustermanagements unabdingbar ist. Weiterhin war nach dem Verhältnis zwischen Clustermanagement als bottom-up-Ansatz und nach Clusterpolitik als top-down-Ansatz zu fragen. Nicht zuletzt stellte sich die Frage, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Rahmen eine aktive Beteiligung an Clusteraktivitäten für Mitbestimmungsträger interessant ist.

Den Kern der Expertise bildet eine Analyse und Systematisierung der vorhandenen Literatur. Hierzu gehören systematische empirische Untersuchungen, Fallstudien über einzelne Cluster bzw. Cluster im Rahmen von Wertschöpfungsketten sowie ausgewählte Programme zur Clusterpolitik. Ergänzend wurden ein halbes Dutzend Expertengespräche mit Clustermanagern durchgeführt. Weiterhin wurde eine schriftlich Befragung von 40 Clustern in Europa durchgeführt, die den professionellen Hintergrund von Clustermanagern sowie deren Tätigkeitsprofil zum Gegenstand hatte.

Die Erwartungen an Clusterpolitik und Clustermanagement lassen sich flächendeckend empirisch nicht bestätigen. Von daher eignet sich Cluster nicht als zentraler Ansatzpunkt einer Strukturpolitik. Die Ergebnisse von Clustermanagement werden je nach Clusterfähigkeit der Wertschöpfungskette, Lebenszyklus des Clusters und aktueller Situation in der Wertschöpfungskette (“Fenster”) sehr unterschiedlich ausfallen. Eine echte Beurteilung der Zielerreichung ist nur dann möglich, wenn strategische Ausrichtung des Clustermanagements, Zielgrößen und Indikatoren sowie Auswertungs- bzw. Evaluierungskonzept vorliegen.

Clustermanagement hat sich aus dem ursprünglichen kooperativen regionalpolitischen Kontext herausgelöst, hat aber immer das Spannungsverhältnis zwischen Dienstleistung für Unternehmen, regionale Entwicklungsfunktion und Politikberatungsfunktion auszubalancieren. Mit der Herauslösung aus dem kooperativen Kontext wird der Zugang für Mitbestimmungsträger deutlich schwieriger. Von daher wird vorgeschlagen, sich stärker als bisher auf die Grundgedanken des Clusteransatzes zu konzentrieren (Kompetenz, Vernetzung, soziale Bindung).