Vernetzung von IT-Wirtschaft und Anwenderbranchen / VITA

Ziel und Aufgabenstellung

Ausgehend von den bisherigen Aktivitäten im Bereich des Clustermanagements und der Netzwerkbildung lag die besondere Herausforderung im Rahmen des Projekts darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Selbstorganisation und Eigendynamik von Netzwerkaktivitäten unterstützen. Leitlinie war es, bisher unverbundene Akteure aus unterschiedlichen Kompetenzfeldern zusammenzuführen, den persönlichen Kontakt zwischen den Unternehmen herzustellen und die Vertrauensbildung zu unterstützen. Als Instrument zur Unterstützung dieser Aktivitäten sollte eine Internet-basierte Kooperations- und Vermarktungsplattform dienen.

Die Ziele des Projekts lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Kontext

Die räumliche Nähe zwischen Akteuren, das Agieren in Netzwerken, das Vorhandensein komplementärer Kompetenzen am Standort sowie urbane Wissenskulturen gehören zu den entscheidenden Standortfaktoren für eine prosperierende Wirtschaftsregion. Standorte benötigen neben allgemein guten Standortvoraussetzungen ein eindeutiges Profil, welches die regionalen Kompetenzen widerspiegelt. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien bieten in diesem Kontext ein hohes Potenzial zur regionalen Kompetenz- und Profilbildung und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes.

In Dortmund, einer Stadt die dabei ist den tief greifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturwandel zu bewältigen, sind im Rahmen der Kompetenzfeldentwicklung mit den Branchen Informationstechnologie (kurz: IT), Mikrosystemtechnik und Logistik Zukunftsbranchen identifiziert worden, die zu Clustern weiterentwickelt werden sollen. Die Region Dortmund ist mit rund 650 Unternehmen und mehr als 12.500 Arbeitsplätzen im Bereich der IT-Wirtschaft eine der führenden Regionen in NRW. Eine stärkere Vernetzung vor Ort, vor allem mit Anwendern anderer Branchen aus den Bereichen Produktion, Handel oder Dienstleistung stellte insofern einen wichtigen Baustein in der weiteren Clusterentwicklung und Profilierung des Wirtschaftsstandortes dar.

Anknüpfungspunkt für das Projekt bildete das Netzwerk mybird.de in dem sich kleine und mittlere Unternehmen der Software- und Internetwirtschaft aus der Region organisieren. Dies sollte im Rahmen des Projekts hinsichtlich der regionalen Vernetzung und Vermarktung sowie der überregionalen Profilierung des Standorts weiterentwickelt werden. Die webbasierte Vernetzungsstrategie für das Kompetenzfeld IT-Wirtschaft wurde stellvertretend für andere Kompetenzfelder entwickelt und wird künftig auf diese übertragen. Mit der IT-Wirtschaft zu beginnen, bot sich an, da deren Produkte und Dienstleistungen inzwischen fast alle Branchen durchdrungen haben und daher davon auszugehen war, dass eine stärkere Vernetzung zwischen Technologieanbietern und -nachfragern vor Ort zu Modernisierungsimpulsen in den Anwenderbranchen führt.

Einen weiteren Aufgabenschwerpunkt bildete die Erarbeitung einer übergeordneten Strategie, die den Standort Dortmund sowohl endogen entwickelt als auch exogen profiliert. Die systematische Abbildung des ökonomischen Profils, die Vernetzung des regionalen Wissens und die Erhöhung der regionalen Transaktionen bildeten in diesem Zusammenhang Kernpunkte des Projekts. Der Mobilisierung und Vernetzung der beteiligten Akteure insbesondere aus den Unternehmen kam dabei eine zentrale Rolle zu.

Vorgehen

Zur Erreichung der zuvor genannten Ziele war das Projekt in vier Stufen angelegt:

Im ersten Schritt wurde eine Bestandsaufnahme für den Standort Dortmund mit dem Ziel der Ermittlung der relevanten Akteure und Interessenslagen, der Vernetzungsaktivitäten und Kompetenzen des IT-Sektors sowie potenzieller Anwenderbranchen durchgeführt. Wesentliche Bestandteile dieser Status Quo Analyse waren Experteninterviews mit Vertretern der örtlichen IT-Wirtschaft und anderen relevanten Akteuren sowie eine Vollerhebung unter den mybird.de Mitgliedern.

Im zweiten Schritt folgten die Auswahl der im Projekt zu fokussierenden Anwenderbrachen, die Analyse gemeinsamer Interessenslagen und die Etablierung von Arbeitskreisen. Aufgrund der identifizierten Potenziale wurden für die weitere Bearbeitung im Projekt die Anwenderbranchen “Gesunheitswirtschaft” und “Prozessoptimierung in der Metallwirtschaft/Elekto” definiert. Im Rahmen von Ideenwerkstätten mit ausgewählten Unternehmen der Anwenderbranchen wurden deren Bedarfe konkretisiert und für die Thematik sensibilisiert. Der anschließende Strategiefindungsprozesses mündete in der Formulierung einer tragfähigen Strategie, auf deren Basis in Kooperation mit den Unternehmen ein Umsetzungskonzept entwickelt wurde.

Im nächsten Schritt war innerhalb der IT-Wirtschaft zu prüfen, welche IT-Dienstleister auf die ausgewählten Anwendungsbereiche spezialisiert sind und inwiefern diese durch eine kooperative Leistungserbringung den Anforderungen der Nachfrager gerecht werden konnten. Erst dann konnten in moderierter Form Anbieter und Nachfrager in den eigentlichen Matching-Prozess eintreten. Die im Rahmen dieses Prozesses gewonnen Erfahrungen sind in die Realisierung einer webbasierten Kooperations- und Vermarktungsplattform eingeflossen. Der Matching-Prozess basierte somit auf zwei Instrumenten: Zum einen galt es, eine webbasierte Kooperationsplattform zu etablieren. Dazu waren die IT-Anbieter zu kategorisieren, ein Gesamtkonzept zu erstellen und entsprechende Tools zu programmieren. Da sich der Matching-Prozess allerdings nicht ausschließlich auf internetbasierte Instrumente stützen konnte, sondern eine erfolgreiche Durchführung in starkem Maße direkte Kontakte erforderte, waren Anbieter und Nachfrager in moderierten themengeleiteten Kick-Off-Veranstaltungen zusammenzubringen. Zur Vorbereitung auf diese Veranstaltungen wurden Workshops durchgeführt, die im Vorfeld des geplanten Matchings dazu dienten, die lokalen IT-Dienstleister über die identifizierten Bedarfe zu informieren, die konkreten Kompetenzen zu ermitteln und “Interessensgruppen” zu initiieren, die sich mit der Erarbeitung konkreter Angebote befassen. Die Matching Veranstaltungen selbst hatten den Zweck Informationen, Know-how, Lösungsbeispiele und konkrete Ratschläge zu bündeln, aufzubereiten und im lokalen Kontext zu kommunizieren. Dadurch sollten Effizienz und Erfolg des IT-Einsatzes in den Anwendungsfeldern unterstützt und Anbieter und Nachfrager zusammengebracht werden. Ein solches Vorgehen hat das Ziel unterstützt, neben der lokalen Vernetzung von Angebot und Nachfrage, die für den lokalen Markt entwickelten Angebote auch überregional anzubieten und durch Spezialisierung einen Wettbewerbsvorteil zu generieren.

Ergebnisse

Neben den bereits in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Teilergebnissen weist VITA insgesamt – analog zum strategischen Konzept – ein dreifaches Wirkungsprofil hinsichtlich der

Es liegt auf der Hand, dass bei einem Projekt mit der aufgezeigten Zielsetzung innerhalb der Projektlaufzeit keine quantitativ nachprüfbaren Projektergebnisse, wie z.B. neu geschaffene Arbeitsplätze, vorliegen können.

Die hohe Akzeptanz des Projekts, sowohl innerhalb der IT-Wirtschaft, als auch bei den Anwenderbranchen, manifestiert sich allerdings deutlich in der regen Beteiligung an den durchgeführten Veranstaltungen und Koordinierungsworkshops sowie in der Bereitschaft bei den angestoßenen Projekten mitzuarbeiten.

Als konkretes Ergebnis ist die im Rahmen des Projekts entwickelte Kooperationsplattform aufzuführen, die nicht nur die Vernetzung vor Ort unterstützt, sondern langfristig den Standort nach Außen eindeutiger profiliert. Wesentliche Voraussetzungen für die Realisierung der Vermarktungs- und Kooperationsplattform waren die Erstellung eines Kompetenzprofils und das Finden einer “gemeinsamen” Sprache von Anbietern und Anwendern. Während sich die Erstellung des Kompetenzprofils auf Basis der Branchenanalyse sowie der qualitativen und quantitativen Interviews relativ einfach gestaltete, erwies sich die Umsetzung der zweiten Anforderung als deutlich schwieriger. So galt es eine Klassifizierung zu finden, die einerseits die Erfassung der IT-Unternehmen analog zu ihrem Dienstleistungs-/Produktportfolio und andererseits den Anwendern das Auffinden passender IT-Lösungen in Abhängigkeit von der Problemstellung ermöglicht. Der hierzu entwickelte VITA-Code versteht sich als Instrument zur Übersetzung von technischen Codes in anwendungsorientierte Problemstellungen und ermöglicht somit den Anwendern das Auffinden geeigneter IT-Lösungen und der anbietenden IT-Dienstleister. Die Integration des sog. “IT-Translator” in die Kooperations- und Vermarktungsplattform ermöglicht eine automatische Übersetzung der Suchanfrage aus der Sprachwelt der IT-Anwender in die Sprache der IT-Dienstleister. Ausgangspunkt für die Internetplattform bildeten zunächst die für das Projekt relevanten Branchen Gesundheitswirtschaft und Metall/Elektro. Zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Erweiterung der Plattform auf weitere Branchen vorgesehen. Sie stellt zugleich die Basis für eine Ausschreibungsplattform dar und fördert dadurch kooperative Leistungserstellungsprozesse.

Die im Rahmen des Projekts eingesetzten Instrumente und Methoden, wie Branchen- und Nachfrageanalysen, Vernetzungstreffen, Ideenwerkstätten und Matchingveranstaltungen haben sich als erfolgreich erwiesen und eignen sich für den Transfer dieses Ansatzes auf andere Branchen.

Insgesamt zeigt VITA, dass insbesondere in einer Basisbranche, die von Natur aus wenig spezialisiert ist, die Unternehmen zusammenarbeiten müssen, um das regionale Profil zu schärfen. In Dortmund wird dabei an das selbstorganisierte Unternehmensnetzwerk mybird.de angeknüpft und versucht, einen entsprechenden Impuls für eine kooperative Leistungserstellung zu geben. Es zeigt sich, dass gerade die Berücksichtigung vorhandener Netzwerke und laufender Aktivitäten sowie die aktive Einbindung der regionalen Akteure eine wesentliche Rolle für den Erfolg derartiger Impulse spielen.

Abschließend ist festzuhalten, dass der Erfolg und die beschriebenen Wirkungen des Projektes im Wesentlichen in der Projektkonzeption mit folgenden Bausteinen begründet liegen: