Innovationsschwerpunkte in Herten - Potenziale und Strategien für eine Profilierung der Stadt / INNOHerten

Ziel und Aufgabenstellung

Angesichts der globalen wirtschaftlichen Veränderungen sollten sich Städte und Regionen mit spezifischen Kompetenzen profilieren, um den ansässigen Unternehmen ein innovatives Umfeld zu bieten und den Standort für Ansiedlungen im Umfeld dieser Kompetenzen attraktiv zu machen. Denn selbst bei global agierenden Unternehmen spielt die Marktnähe und vor allem auch die Nähe zu Leitmärkten immer noch das zentrale Motiv für Standortentscheidungen von Unternehmen. Seit einigen Jahren spielt auch die innovative Kompetenz von Standorten eine wachsende, künftig wohl noch deutlich steigende Rolle.

In diesem Projekt wurden für die Stadt Herten Kompetenzen herausgearbeitet und entwickelt, die langfristig als Innovationsschwerpunkte und damit als Motoren für die wirtschaftliche Entwicklung dienen können. Da die Stadt Herten als kreisangehörige Stadt mittlerer Größe nicht unbedingt eine enorme Dichte in spezifischen Kompetenzfeldern aufweist, ist die Bereitschaft zur regionalen Zusammenarbeit besonders hoch zu gewichten. Zum anderen sind noch ausführlicher als bei größeren Städten die Kompetenzen im Umland und sich daraus ergebende Vernetzungspotentiale zu berücksichtigen.

Mit Abschluss des Projektes konnte für die Wirtschaftsförderung eine fundiertere Kenntnis der vor Ort vorhandenen Kompetenzen und deren Entwicklungspotenzial erzielt werden. So können hier Prioritäten gesetzt und notwendige Maßnahmen strategisch gebündelt werden, um eine zielgerechte Bestandspflege wie auch Ansiedlungspolitik umzusetzen.

Für die Unternehmen konnte ein Beitrag auf dem Weg zur Entwicklung eines innovativen Rahmens geleistet werden, der ihnen Informationen über die vor Ort bereits vorhandenen Kompetenzen und die Schließung möglicher Kompetenzlücken bietet, für die einzelnen Innovationsschwerpunkte kompetente Ansprechpartner und Moderatoren zur Verfügung stellt und über gemeinsame Projekte versucht, einen Rahmen für die Erschließung neuer Geschäftsfelder zu bieten.

Vorgehen

Das Projekt wurde als Rahmenprojekt angelegt, das erste Impulse für die Entwicklung von Innovationsschwerpunkten setzen sollte. Es beinhaltete notwendige analytische Arbeiten, war in seiner Zielsetzung aber insofern handlungsorientiert ausgelegt, als die Frage nach der Bereitschaft und Motivation zur regionalen Zusammenarbeit eine zentrale Rolle spielte. Entscheidend für das Projekt waren folgende Arbeitsphasen:

Ergebnisse

Die Auswertung der Unternehmensbefragung für die Suchräume fand unter verschiedenen Aspekten statt. Differenzierungen bei der Akteursstruktur, der räumliche Rahmen, in dem die Unternehmen aktiv sind, die Stellung im überregionalen Vergleich, interne und regionale Vernetzungs- und Kommunikationsstrukturen und das Innovations- und Beschäftigungspotenzial flossen in die Bewertung der einzelnen Suchräume ein.

Die Auswertung ergab, dass umfangreiche Kompetenzen und starke Innovationspotenziale in den Unternehmen konzentriert sind, die in der Umweltschutz-/Entsorgungswirtschaft und im Labor- und Analysebereich tätig sind. Diese Unternehmen sind so miteinander verflochten, dass sie gemeinsam als Innovationsschwerpunkt ausgebaut werden sollten, der eine Leitfunktion für die weitere Modernisierung der Wirtschaft in Herten einnehmen kann. Durch neue Organisationsstrukturen, technische Möglichkeiten und auch neue Marktstrategien könnten dabei durchaus deutliche Beschäftigungseffekte entstehen.

Drei Leitprojekte wurden vom IAT vorgeschlagen, um die Aktivitäten in Richtung Innovationsschwerpunkt zu bündeln. Erstens geht es um ein Leitprojekt Wasserstoffkompetenzzentrum. Herten hat durch die Entwicklung der Wasserstofftechnologie auf Biogas-Basis im Rahmen des Blauen Turms Herten aktuell ein Alleinstellungsmerkmal, das hervorragende Ausgangspunkte für die Nutzung der Brennstoffzellentechnologie bietet. Gruppiert um den Blauen Turm wären für ein derartiges Leitprojekt vier Aspekte zentral, die im Rahmen von zwei Workshops herausgearbeitet wurden: Zum Beispiel geht es um die vorgelagerte Produktionsstufe, also um die Herstellung von Wasserstoff auf der Basis von Biomasse. Zweitens geht es um modellhafte Anwendungsbereiche. Modellprojekte vor Ort, etwa die Anwendung in einem Krankenhaus oder einer Schule, evtl. auch in kommunalen Fahrzeugen, wären für die Profilierung wesentlich. Drittens geht es um die Infrastrukturen zur Nutzung, insbesondere um die Versorgung und Speicherung. Eine Wasserstofftankstelle könnte ebenfalls symbolische Bedeutung haben, die Weiterentwicklung der Speichertechnologien bietet mittelfristig gute industrielle Perspektiven. Viertens geht es um Kompetenzen und Technologien im Umfeld der Wasserstoffgewinnung und der Brennstoffzelle. Hier geht es um Kompressoren, Membran- und Filtertechnologie oder Strömungstechnik, wobei die an dem Gespräch Beteiligten sowohl ein Innovations- wie auch ein Ansiedlungspotenzial gesehen haben.

Daneben sind zwei weitere Leitprojekte vorgesehen, die es in nächster Zeit ähnlich vorzubereiten gilt: Ein Leitprojekt Recyclingwirtschaft, das an die Aktivitäten im Rahmen des Eko-City-Projekts (interkommunale Entsorgungskooperation) anknüpfen könnte und auf die frühzeitige Umsetzung neuer Umweltrichtlinien, die Potenziale einer Zusammenarbeit zwischen Recyclingwirtschaft und Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die Weiterentwicklung und Sicherung der Kompetenzen an der Fachhochschule und auch Verbindungen zum Last-Mile Logistik-Projekt herstellen könnte, indem bei der Verteilung die Rückholung von Anfang an mitgedacht wird. Mit einem solchen Leitprojekt bestünde die Chance einer Profilierung, die auch zu einer Nutzung des noch immer und künftig wieder verstärkt vorhandenen Gründungs- und Akquisitionspotenzials führen könnte.

Ein drittes Leitprojekt sollte sich auf den Labor/Analysebereich beziehen. In gewisser Hinsicht bildet Fresenius mit seinem LCA(“Logistik Centrum Analytik”) ein solches Leitprojekt und die Frage wäre, inwieweit ein derartiges Projekt Zugpferd für die Entwicklung des Bereichs Labor/Analytik insgesamt sein könnte. Mögliche Themen beziehen sich auf neue Möglichkeiten der Standardisierung von Analysen ohne Qualitätsverlust, auf die Zertifizierung der Einrichtungen der Region und vor allem die langfristige Sicherung und Weiterentwicklung qualifizierter Beschäftigte

Allerdings ist nicht zu erwarten, dass in diesem Innovationsschwerpunkt allein die tiefgreifenden Beschäftigungsprobleme in Herten gelöst werden können. Von daher wurde im Rahmen des Projekts auch gefragt, inwieweit es die Möglichkeit gibt, von generell wachsenden Bereichen zu profitieren, auch wenn momentan keine herausragenden Kompetenzen vorhanden sind. Hierbei sind für Herten die Bereichen Transport/Logistik, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie das Gesundheitswesen von generellem Interesse. Im Bereich Transport/Logistik findet sich mit dem Last-Mile-Projekt ein Ansatzpunkt, im Gesundheitsbereich sind es die im Projekt Vitalität begonnenen Aktivitäten. Bei der Informations- und Kommunikationswirtschaft verfügt Herten über zwei kompetente und innovative Unternehmensgruppen, die durchaus als Basis für den weiteren Ausbau von Informations- und Kommunikationstätigkeiten angesehen werden können.

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