Zukunftsbranche Lebensqualität? Herausforderungen und Verantwortung für die sozial-ökologische Forschung / Soz-Ök
Ziel und Aufgabenstellung
Bei der Suche nach zukunftsträchtigen und aussichtsreichen Wirtschaftsbranchen werden heute Gesundheit und Soziales; umweltverträgliche und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen; Bildung und Wissen; Kommunikation; Freizeit, Sport und Kultur als besonders vielversprechende Dienstleistungsbereiche angesehen. Diese Branchen gehörten bereits in den letzten Jahren zu den wichtigsten Trägern des Strukturwandels; insbesondere der Wandel bei den soziodemographischen Rahmenbedingungen bietet gute Chancen dafür, dass dieser Wachstumstrend auch für die Zukunft anhalten wird.
Die genannten Zukunftsbranchen können unter der Integrationsformel “Innovationen für mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit” zusammengefasst werden, da sie darauf zielen, vorhandene gesellschaftliche, ökonomische, ökologische, gesundheitsbezogene oder soziale Probleme zu lösen und damit die Lebensqualität der Menschen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen deutlich zu verbessern. Durch sozial-ökologische Forschung können Hinweise und Orientierungen dafür erarbeitet werden, wie Nachhaltigkeitsziele durch die Zukunftsbranche Lebensqualität erreicht werden können, d. h. es ist zu fragen:
- wie das Wachstum bei den Lebensqualitätsbranchen auch zu einem hohen Wachstum bei anspruchsvollen und sozial abgesicherten Arbeitsplätzen führen kann (ökonomisches Nachhaltigkeitsziel),
- ob sich das bisherige Zusammenspiel zwischen formeller und informeller Arbeit und damit die Nutzung der unterschiedlichen öffentlichen, privaten und ehrenamtlich-gemeinschaftlichen Ressourcen verändern und ob es Chancen für eine neue Komplementarität gibt (ökonomisches und soziales Nachhaltigkeitsziel),
- wie gewährleistet werden kann, dass von der positiven Dienstleistungsentwicklung auch sozial schwache Bürgerinnen und Bürger profitieren können (soziales Nachhaltigkeitsziel),
- ob sich der Boom der Lebensqualitätsbranchen auf ökologisch verantwortbare Weise gestaltet und wie ein Optimum an Energie- und Ressourceneffizienz gewährleistet werden kann (ökologisches Nachhaltigkeitsziel) und
- ob und wie durch Industrie- und Dienstleistungspolitik sicherzustellen ist, dass der weitere Ausbau der Lebensqualitätsbranchen tatsächlich gelingt (Umsetzungsfragen).
Vorgehen
Im Rahmen eines vom BMBF geförderten Sondierungsprojektes wurde zum einen eine Ist-Stand-Analyse über die Ausgangssituation und die Entwicklungsperspektiven in den Lebensqualitätsbranchen erstellt. Darauf aufbauend ging es darum, den sozial-ökologischen Forschungs- und Entwicklungsbedarf zu skizzieren, der nötig ist, um die Antworten auf die angesprochenen Fragen zu finden.
Diese Fragen wurden in sechs Arbeitspaketen (AP) bearbeitet. Basis war die Darstellung der derzeitigen Entwicklungen in der Zukunftsbranche Lebensqualität und der sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklungen (AP1). Darauf folgt die Untersuchung des Forschungsfeldes nach den drei Säulen des Nachhaltigkeitszieles. AP2 und AP3 fragten nach den wirtschaftlichen Nachhaltigkeitszielen: dabei beschäftigte sich AP2 mit den Beschäftigungswirkungen und AP3 mit der Verflechtung der Erwerbs- und der informellen Arbeit in der Zukunftsbranche Lebensqualität. AP4 stellte sich den sozialen Nachhaltigkeitszielen und AP5 wandte sich der ökologischen Dimension zu. Abschließend wurde in AP6 die Frage nach den Umsetzungsmöglichkeiten und nach der Rolle der Politik bei der Entfaltung der Zukunftsbranche Lebensqualität gestellt.
Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie durchgeführt. Eine große Rolle spielte auch die Kooperation mit anderen Projekten des BMBF-Förderschwerpunktes “Sozial-ökologische Forschung” – insbesondere bei der Diskussion über die Konzeption zukünftiger Förderschwerpunkte sowie im Rahmen eines Workshops zum Institutionen-Begriff.