Unternehmensstrategien der nordrhein-westfälischen Industrie im Hinblick auf Osteuropa und die europäische Integration / UnI
Ziel und Aufgabenstellung
Neue Analysen, beispielsweise der Aussenhandelsstatistiken, lassen eine erhöhte Auslandsaktivität nordrhein-westfälischer Unternehmen sowohl im Handel als auch bei den Direktinvestitionen erkennen. Die Statistiken sagen aber relativ wenig Spezifisches über Ziele und Strategien von Unternehmen und vor allem über Wechselbeziehungen zwischen Auslandsakitivitäten und dem Strukturwandel am “Standort Deutschland” aus. Das Projekt stellte die Frage, ob sich durch Handel, Direktinvestitionen und Verlagerungen Muster für neue Produktonszusammenhänge erkennen lassen; ob und wie diese Aktivitäten strategisch mit den jeweiligen lokalen/regionalen Ressourcen der Zielländer verknüpft werden und welche Konsequenzen sich daraus für innovative Unternehmensstrategien in NRW ergeben können. Das Projekt war eingepasst in eine allgemeinere Fragestellunge nach einer neuen Arbeitsteilung in Europa, die im Rahmen des Verbundprojekts “Europäische Integration” des Wissenschaftszentrums erarbeitet worden ist. Es stellt eine Weiterführung dieser Arbeiten dar.
Vorgehen
Ausgangspunkt der Literaturstudie war die These, dass insbesondere Regionen mit einer altindustriellen Prägung, die im Strukturwandel stehen, das Zusammenspiel zwischen endogenen Potenzialen und globalen Marktverhältnissen neu organisieren müssen, um Wachstumspotenziale realisieren zu können. Dazu wurde die (neue) Aussenwirtschaftstheorie herangezogen, die Erklärungsmuster für den Einfluss internationalen Handels auf den Strukturwandel anbietet. Mit einem kurzen Blick auf die Historie der Industrialisierung des Ruhrgebietes wurden die theoretischen Aussagen sozusagen einem “Plausibilitätstest” unterworfen, und ausgehend von einer Analyse der heutigen Bedingungen wurde dann untersucht, welchen potenziellen Beitrag denn die heutigen Formen der Internationalisierung zum Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen leisten. Die Betrachtung wurde beschränkt auf den Aussenhandel und Direktinvestitionen.
Ergebnisse
Es konnte gezeigt werden, wie der erste große Strukturwandel, die Industrialisierung selbst, in hohem Maße durch die Interaktion mit ausländischen Potenzialen vollzogen wurde. Die derzeitige strukturelle Situation der nordrhein-westfälischen Wirtschaft wurde u. a. auf die Beharrungskräfte lange Jahre dominierender Industrien zurückgeführt, die aufkommenden Internationalisierungstendenzen gegenüber eher defensiv eingestellt waren, als dass sie die Potenziale internationaler Arbeitsteilung bewusst und gezielt ergriffen hätten. Auch die derzeitigen Anstrengungen, neue “Zukunftsbranchen” zu entwickeln und damit zusätzliche Wachstumspotenziale zu erschließen, zeigen allerdings wieder alle Züge einer klassischen binnenorientierten Branchenpolitik, die nur einen begrenzten Erfolg haben kann, solange sie nicht vorhandene Potenziale mit internationalen Netzwerken verknüpft.
Als ein zweites Ergebnis wurde herausgearbeitet, dass Nordrhein-Westfalen zwar die Potenziale von Handel und Direktinvestitionen mit seinen westlichen, europäischen Nachbarn seit Jahren gut ausschöpft, anderen zukunftsträchtigen Märkten und Wirtschaftsregionen aber wenig Aufmerksamkeit schenkt. Aktuell bietet die Erweiterung des europäischen Wirtschaftsraumes nach Mittel- und Osteuropa neue Impulse. Solche Impulse aufzunehmen (nachdem andere bereits vernachlässigt worden sind), erfordert von der Landeswirtschaftpolitik wie von den Unternehmen allerdings eine offensive Strategie der konsequenten Nutzung der internationalen Arbeitsteilung für einen Umbau der Strukturen im Lande. Es geht also darum, sich den Strukturwandel durch eine Internationalisierung der Produktions- und Wertschöpfungsketten ins Land zu holen.