SWS – Exploring Sustainable Work Systems / SWS
Ziel und Aufgabenstellung
Arbeitsintensität ist eine sich wieder rasch ausbreitende Erscheinung der Arbeitswelt. Sie tritt vor allem – aber nicht nur – bei dem neuen Arbeitstyp “Projektarbeit” und bei der stark wachsenden Gruppe hoch qualifizierter Kopfarbeiter auf, also etwa bei Entwicklungsingenieuren, Finanzdienstleistern, Ärzten oder Anwälten (deren Arbeitsbedingungen traditionell als eher “privilegiert” galten). Diese sich verbreitende und tendenziell noch zunehmende Arbeitsintensität ist im Zusammenhang zu sehen mit der zunehmenden Bedeutung von Wissensverarbeitung und Kopfarbeit für die Wertschöpfung und den hohen Anforderungen an Zeitökonomie, Produktivität und Kreativität, die der Wettbewerb häufig an diese Art Arbeit stellt.
Auf den ersten Blick und rein quantitativ kann das Ausmaß der Intensität an der Zunahme der tatsächlichen Arbeitszeit für diese Personengruppen festgemacht werden, die immer weniger Gelegenheit zur Regeneration von Ressourcen läßt. Entscheidend ist aber die qualitative Seite der Arbeitsintensität, deren Ursache in der sachlichen, räumlichen und zeitlichen Entgrenzung von Arbeit zu suchen ist. Die Arbeitsaufgabe selbst wie die Bedingungen des Arbeitsprozesses sind kaum noch limitiert und werden weitestgehend situativ bestimmt. Dauerhaft überhöhte Arbeitsintensität, durch die sich Ressourcen in der Arbeit verbrauchen, hat vielfältige Risiken und Beeinträchtigungen für die Gesundheit der betroffenen Personen, aber auch für das betriebswirtschaftliche Ergebnis und den gesamtwirtschaftlichen Wohlstand zur Folge. Sie treten auf in Gestalt von psychosomatischen Störungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Burn-out-Phänomenen oder (Zer-)Störung sozialer Beziehungen.
Angesichts dieser Risiken und Kosten muss es ein Interesse daran geben, Arbeitsintensität durch angemessene Arbeitsgestaltung auf ein tragbares Maß zu reduzieren. Ziel und Aufgabe des Vorhabens war es daher, die Gründe und Ursachen wachsender Arbeitsintensität genauer zu bestimmen sowie Wege und Möglichkeiten der Realisierung nachhaltiger Arbeitssysteme (Sustainable Work Systems, SWS) zu erkunden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass wesentliche individuelle und soziale Ressourcen der lebendigen Arbeit, darunter das Können und Wissen, auch die Kreativität und Reflexionsfähigkeit oder die Qualität sozialer Beziehungen, sich in der Arbeit, im Prozess ihrer Verausgabung, nicht verbrauchen, sondern zu regenerieren oder gar zu wachsen vermögen.
Vorgehen
Das Vorhaben war als Verbundprojekt eines großen internationalen Forschungsnetzwerks angelegt.
Beteiligt waren folgende Forscher und Forscherinnen:
- Tomas Backström, National Institute for Working Life
- Giusto Barisi, ISERES
- Palle Banke, Danish Technological Institute
- Peter Brödner, Institut Arbeit und Technik
- Peter Cressey, University of Bath
- Peter Docherty, National Institute for Working Life
- Frans M. van Eijnatten, Eindhoven University of Technology
- Juan Ramón Figuera, Universidad Politécnica de Madrid
- Jan Forslin, Royal Institute for Technology
- Bob Hancke, Wissenschaftszentrum Berlin
- Arman Hatchuel, École de Mines, Paris, Centre de Gestion Scientifique
- Mari Kira, Royal Institute of Technology
- Martin Kuhlmann, SOFI Göttingen
- Manfred Moldaschl, Technische Universität München
- Jack Nash, SIPTU
- Rami Shani, California Polytechnic State University
- Mike Stebbins, Göteborg University
In ihrer ersten Phase konzentrierte sich die gemeinsame Arbeit darauf, die Natur von Arbeitsintensität genauer zu verstehen, dazu ihre Gründe und Ursachen zu analysieren sowie Ansätze zur Realisierung von SWS auszuloten. Diese Arbeiten stützten sich auf Fallstudien, vornehmlich in den Bereichen Produktentwicklung, Produktion, Finanzdienstleistungen und Gesundheitsdienste, sowie auf Literaturrecherchen. Die Arbeitsmaterialien wurden in einer Reihe von mehrtägigen Workshops gemeinsam verarbeitet und zu einem Buch verdichtet das im Sommer 2002 unter dem Titel “Creating Sustainable Work Systems; Emerging Perspectives and Practices” bei Routledge in London erscheint.