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AG 1: Der Adapter zur Welt

Update vom 7. November 2019

ModeratorInnen: Norbert Nowotsch, Sabine Graeser

Moderator-Papier: Norbert Nowotsch

PfeilPositionspapiere zur AG 1 im MMK-Wiki

Zwei Themenbereiche, ihre aktuelle Umsetzung sowie deren gesellschaftliche Bedeutung stehen im Mittelpunkt meines hier vorgeschlagenen Beitrags zur Vertiefung an.

«Adapter» (lat. adaptare – anpassen) ist die Bezeichnung für eine sich seit Jahrzehnten verbreitende, entscheidende Schnittstelle in der technischen Welt. An die Stelle der mechanischen Anpassung oder Überbrückung unterschiedlicher bautechnischer Normgrößen, dann den elektronischen Normenwandlern zur Übersetzung konkurrierender Fernsehsysteme und später Computer, ist nun eine Umkehrung der «Anpassungsformen» in der technologisch rapide wachsenden Welt und damit verbunden eine digital / analoge Verdrängung getreten.

Aktuell hat der «Adapter» – nun in Form des «Smartphones» – eine zentrale gesellschaftliche Rolle übernommen, er verknüpft oder «formatiert» den physischen, materiellen Menschen und seine mittel- und unmittelbare Umwelt über den Umgang mit immateriellen, umgangssprachlich «virtuellen», Konstrukten. Durch eine grundsätzliche Unvereinbarkeit dieser beiden «Systeme» entstehen – zunehmend verborgen und unbemerkt – Verluste zu Lasten einer Seite.

Dies trifft sich im Weiteren mit dem immer währenden Wunsch nach «allumfassenden» Lösungen, ob «spirituelle Erleuchtung», «Wellness» oder «all-in-one» Technologien genannt. Für die Hoffnung auf eine Genesung von Geist, Körper und Alltag und das Versprechen einer Vereinfachung der komplexen Umwelt, von Sicherheit, und Liebe, im Neusprech «Cocooning», sind Menschen bereit, einiges zu bezahlen – auch ideell.

Als Idealform tritt das «Allumfassende» bildlich seit jeher als Kreis oder Kugel, beziehungsweise ihren Näherungs- und Kombinationsformen auf. Diese sowohl auf den Menschen als auch auf Weltbilder bezogene Darstellungsform soll mit ihrer einfachen und eben beruhigenden Symmetrie auch den einen, erstrebenswerten Zustand vermitteln.

Dazu habe ich ein vielseitiges visuelles Modell entwickelt, welches ich im Anhang kurz vorstelle.

Weitere Stichpunkte des Themas sind der «Panoptimus» – sich historisch bewegend von einer geschlossenen, zur Beobachtung entwickelten Architektur in eine sich beschleunigt entfernende, «schließende», oder umschließende Außenwelt – oder auch zu einem das (ebenfalls allumfassenden) «ästhetischen Bad». Dazu kommen hinterfragende Betrachtungen zu zahlreichen und meist ungeprüft in die aktuelle Alltagssprache eingeflössten Begrifflichkeiten wie etwa «social media», «Digital Natives» «2.0, 3.0, 4.0...» oder «Cloud», weiterhin Betrachtungen «neuer» Verhaltensweisen wie «digitales» Einkaufen und in Folge die angestrebte komplette Digitalisierung des Geldverkehrs, weiter zu «digitalem» Arbeiten, Wohnen und Leben wie etwa der Gebrauch digitaler Bücher; Film- und Musikgenuss durch «Streaming» oder die kontinuierliche digitale Selbstvermessung und –kontrolle, alles auf der Basis eines geöffneten Datenflusses.

Nicht nur als Fußnote interessant ist die Entwicklung des Begriffes «Adapter» oder der «Adaption» selbst, etwa in der Kybernetik, einer Grundlage der Computertechnik, hier versteht man darunter ein selbstregulierendes System, welches unter den Bedingungen der Einwirkung der Umgebung «das innere Milieu» «in gewissen Grenzen» aufrechterhält.

Ursprünglich allerdings ging der Begriff der adaptiven Systeme aus einer Verallgemeinerung, besser einer Simplifizierung des biologisch hoch vielfältigen Begriffs der Adaption hervor...

Weiteres perspektivisches und auch spekulatives Unterthema wäre die große Frage der zukünftigen, sich immer mehr vom stofflichen entfernenden Archive, – privat ebenso wie öffentlich – mit kaum noch zu kontrollierendem Verfall.

Letztlich wird in einigen historischen Rückblicken in die aktuelle Vergangenheit, etwa zu den Ursprüngen des Internet an der us-amerikanischen Westküste nachgeführt, wie dort in der «Alternativkultur» der 60er Jahre spirituelle Ideen früh von den Protagonisten und Nutzern des «Surplus» – also den Überschüssen einer konsumübersättigten Gesellschaft – Philosophien, Religionen oder Humanwissenschaften mit Technik verknüpft wurden und wie diese Positionen bis heute nachklingen, ja wiederbelebt werden. Aktuell dazu die begeisterte Diskussion, ja Forderung nach «Disruption», einem weiteren kaum hinterfragten Schlagwort.

Neben zahlreichen visuellen, medialen Beispielen wie Filmausschnitte, Illustrationen, Fotos und Pictogramme treten als Gäste unter anderem vorausschauende Romanautoren wie Anthony Burgess oder Georg Orwell neben Theoretikern wie Nicolas Schöffer, Marshall McLuhan oder Michel Foucault sowie zahlreiche unbekannte Darsteller aus dem Alltag auf.

Der einleitende Vortrag auf der Basis von «Keynote» hat einen stark visuell geprägten Charakter und ermöglicht so den Teilnehmern/Zuhörern vielfältige Einstiege, aus ihm stamme die kurzen visuellen Statements., Anhang 3.

Anhänge

  1. «Der elektronische Raum», N. Nowotsch, 1991, hier besonders die Seiten zu «Der Innenraum stülpt sich nach außen».
  2. Futurum III, N. Nowotsch
  3. Auszug «Adapter» Bildmaterial
  4. Mindmap «Adapter»
  5. Literaturverweise

Thesenpapiere der Teilnehmer

Alle TeilnehmerInnen an Arbeitsgruppen werden gebeten, im Vorfeld der MMK ein Positionspapier zum gewählten Arbeitsgruppenthema zu verfassen und dieses